Italien Roadtrip 2021

Auf der Suche nach der Sonne

16.Juli 2021 - Tag 9: Florenz

 

Der nächste Tag begann eigentlich schon am Vorabend. Heute stand wieder ein Hotelwechsel, eine längere Fahrt und ein Zwischenstopp in Florenz auf dem Programm. Mit dem eigenen Auto und dann auch noch so viel Gepäck darin ist es jedoch gar nicht so einfach, diese Stadt zu besuchen. Florenz hat ein Einfahrtsverbot für große Teile der Innenstadt erlassen und hat wenig Parkhäuser und Parkplätze. Einen tollen Parkplatz gibt es auf der anderen Arno Seite zur Innenstadt, auf einem Hügel mit einer tollen Aussicht auf die roten Dächer und Kulisse der Stadt, (wer dort mal stehen bleiben und sich umsehen möchte, schaut nach Parcheggio Viale Michelangelo,) jedoch liest man, dass dort Gepäck eigentlich selten sicher in den Fahrzeugen verbleibt und sich gerne selbstständig auf die Reise macht. Das gleiche gilt auch für die öffentlichen Parkhäuser, hier jedoch mehr oder weniger. Private Parkhäuser gibt es zu Hauf, jedoch sind diese sehr klein, sehr eng und bei Überfüllung kann es passieren, dass das Auto doch wieder unsicher an einen Straßenrand verbracht wird, ohne dass man das weiß. Daher war die Vorbereitung am Vorabend lange und schwierig und entschieden habe ich mein Parkhaus nach den Kriterien, Größe, damit ich ohne schwitzen durchfahren und parken kann, Nähe zur Innenstadt, damit ich nicht zu weit laufen muss und Sicherheit, keine hohe Zahl von gemeldeten Diebstählen. So fiel meine Wahl auf das Parcheggio Beccaria. Da ich früh unterwegs war, waren auch noch viele Plätze frei und ich hatte fast freie Auswahl.

Vom Parkhaus ging es dann in die Innenstadt und das erste größere Ziel war der Dom. Hier war die Ticketschlange schon halb um den Dom herum, obwohl der Dom selbst erst eine halbe Stunde später öffnete. Da man mit diesen Tickets auch nicht in die Laterna und auf die Kuppel durfte und ich den Dom schon von innen gesehen habe, habe ich hier auch wieder von einem Besuch abgesehen, mir das Gebäude eingehend von allen Seiten betrachtet und bin dann weiter zu anderen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Auf Umwegen ging es dann durch die Straßen der Stadt. Unterwegs fand ich die Kirche dei Santi Michele e Gaetano und da dachte ich mir, wenn man mir schon eine Kirche widmet, muss ich sie mir auch ansehen. Danach ging es am Palazzo Strozzi vorbei in Richtung Brücke Ponte Santa Trinita. Die Brücke der heiligen Dreifaltigkeit, von der man einen tollen Blick auf den Arno und die berühmte Ponte Vecchio hat. Bevor es jedoch zu dieser ging, stand noch ein Besuch des Palazzo Pitti an. Dem größten Bauwerk auf der Südseite des Arno. Hier gibt es mehrere Museen und Ausstellungen, von denen ich mir nur einen kleinen Teil angesehen habe. Von diesem Palast aus gibt es einen Gang, den Vasarikorridor, der vom Palazzo Pitti, über die Ponte Veccio und durch die Uffizien bis hin zum Palazzo Vecchio. Angelegt, damit die Medici nicht mit dem gemeinen Volk die Straße nutzen müssen, wenn sie zwischen diesen beiden Orten wechseln wollten. Die Länge des Ganges beträgt zwischen 800 und 1000 Meter, je nach Angaben. Diesem Gang bin ich nun gefolgt, aber wie das gemeine Volk auf der Straße und zunächst auf die Ponte Vecchio. 

Die Ponte Vecchio ist eine der ältesten Segmentbogenbrücken der Welt und war die erste Brücke über den Arno in Florenz. Ursprünglich gab es auf dieser Brücke Wohnungen und Geschäfte wie Metzger und Gerber. Da diese aber ihre Abfälle in den Fluss warfen und so den Arno verschmutzen, ordneten die Medici an, diese Geschäfte durch Gold- und Silberschmiede zu ersetzen. Das sahen sie wohl als standesgemäßer an und bis heute befinden sich Juweliere unter den kleinen Geschäften auf der Brücke. Die Souvenirläden dort sind wahrscheinlich erst in den letzten Jahren hinzu gekommen.

Von der Brücke ging es dann rechts ab und weiter dem Vasari Korridor entlang, der aber bald nach links in der Wand verschwindet, um dann durch die Uffizien den Palazzo Vecchio zu erreichen. Selbige habe ich passiert, da der Durchgang eine einzige Baustelle war und habe eine Straße weiter den Arno verlassen, um ich wieder in den Straßen Florenz zu verlieren. Dabei kam ich dann auch selbst zum Palazzo Vecchio, mit seiner berühmten Davidstatue, die vor dem Gebäude steht. Diese Statue vom Michelangelo, die aus einem Block Carrara-Marmor gehauen wurde und den David bei seiner Vorbereitung auf den Kampf mit Goliath darstellt, stand jedoch im Original nur bis vor etwa 150 Jahren hier. Heute ist die Statue auf diesem Platz nur eine Kopie und das Original befindet sich in der Accademia di Belle Arti, der ersten Akademie für Malerei in Europa, die sich auch hier in der Stadt befindet, etwa einen Kilometer nördlich von hier.

Der Palazzo Vecchio war tatsächlich nur mäßig besucht und so habe ich mir ein Ticket für eine Besichtigung gegönnt, musste nun aber leider noch eine Weile warten, bis zu meinem Einlasstermin. Daher fasste ich den Entschluss, mich weiter in Florenz umzusehen, etwas zu essen und auch die Basilica di Santa Croce zu besuchen. Während ich aber hier bei schönstem Wetter durch die Stadt spazierte, erreichte mich von einer Freundin eine erschreckende Nachricht. Ein Video der 

Überschwemmungen aus Eschweiler. Unvorstellbar was ich da sah und so nahm ich erst mal Kontakt zu meinen Lieben auf, in der Hoffnung, dass es allen zu hause gut geht. 

 

Mein nächstes Ziel lag dann vor mir, die Franziskanerkirche Santa Croce, deren Grundsteinlegung der heilige Franz von Assisi selbst vorgenommen haben soll. Diese Kirche beherbergt verschiedene Grabmäler, so finden sich hier unter anderem jene von Michelangelo, Galileo Galilei und Niccolo Machiavelli und ist die an Kunstwerken reichste Kirche in ganz Florenz. Tatsächlich war hier der Besucherandrang nicht sehr hoch und hier kam ich recht leicht rein, nur ein Ticketschalter und eine Temperaturmessung per Monitor stand noch zwischen mir und dem Eintritt. 

Nicht nur die Kirche selbst ist sehenswert, zu ihr gehören Anbauten eines Klosters und verschiedener Kapellen, von denen die bekannteste wahrscheinlich die Pazzi-Kapelle ist, die Kapelle der Familie Pazzi, die mit den Medici um die Vorherrschaft über Florenz stritten, die die


Pazzi-Verschwörung anstifteten, bei denen ein Attentat auf die Medici verübt wurde, und die dafür von den Fiorentinern mit samt allen Mitverschwörern zum Tode verurteilt wurde, was die Macht der Medici über Florenz deutlich ausbaute. 

Der Nachmittag nahm seinen Lauf und so durfte ich dann auch in den Palazzo Vecchio, früher Palazzo della Signoria. Dem ehemaligen Regierungssitz der Republik Florenz und dem heutigen Rathaus der Stadt. Der Platz vor dem Gebäude heißt auch heute noch Piazza della Signoria. Auf diesem befindet sich ein Neptunbrunnen, eine Reiterstatue und mehrere Statuen. Letztere vor allem in der Loggia dei Lanzi, welche Vorbild für die Feldherrnhalle in München war und seitlich zum Palazzo Vecchio anschließt. Die Piazza della Signoria war im Mittelalter Schauplatz vieler Hinrichtungen durch erhängen oder verbrennen. Die bekannteste dabei war wahrscheinlich die an Girolamo Savonarola, dem beide Schicksale widerfahren sind.

In den Palast ging es an der Davidstatue vorbei durch das Löwentor, welches den Haupteingang des Gebäudes darstellt und durch einen schon Eindrucksvollen Innenhof. Schnell findet man sich dann auch im Sala dei Cinquecento, dem Saal der Fünfhundert. Dieser wurde angelegt von Savonarola, der die Republik, nach dem Vorbild Venedigs, von einem Rat aus 500 Personen führen wollte. Bekannt ist dieser große Raum dafür, dass die beiden längen Wände von Michelangelo und Leonardo da Vinci bemalt werden sollten. An beide wurde jeweils der Auftrag für ein Schlachtengemälde in Auftrag gegeben und das zur gleichen Zeit. Beide, schon zu Lebzeiten hoch angesehen, standen sich aber in Feindschaft gegenüber und so neidete jeder dem anderen noch den Auftrag und wollte den Gegenspieler überbieten. Vielleicht war das der Grund, warum heute beide Bilder nicht zu sehen sind, Leonardo brach sein Werk schon früh ab, so dass es durch ein anderes ersetzt wurde und bei Michelangelo blieb es beim Karton, das Werk selbst wurde bei ihm nie begonnen. Heutzutage befinden sich andere Gemälde an den Wänden dieses Raume und sie sind auch ausreichend eindrucksvoll. Danach ging es noch durch viele eindrucksvolle Räume und auch vorbei an der Totenmaske Dante Alighieris, welche spätestens seit dem Buch von Dan Brown, Inferno, welches mit Tom Hanks verfilmt wurde, recht bekannt ist.

 

Nach dem Besuch im Palazzo Vecchio habe ich mir noch ein Eis gegönnt und mich dann langsam auf dem Weg zum Auto gemacht, denn mein Tagesziel lag noch 200 km weiter nördlich von Florenz und ich wollte dort nicht zu spät ankommen. Mein Auto war noch heil, als ich im Parkhaus ankam, das Gepäck war noch im Auto und so schaffte ich es, nicht ohne in zwei Staus zu stehen, am frühen Abend Brescello zu erreichen.