Italien Roadtrip 2021

Auf der Suche nach der Sonne

12.Juli 2021 - Tag 5: Genua - Marina di Pietrasanta

 

Der neue Morgen begann anders, als ich ihn mir vorgestellt habe. Zum einen war nichts mehr zu spüren von den Feierlichkeiten des Vorabends, alles war gewöhnlich und nichts machte den Eindruck als hätte gestern das Land einen Grund zum feiern gehabt. Zum anderen verfolgt mich das Wetter aus Deutschland nun doch langsam. Der Himmel wurde heute ab und an grau, die Wolkendecke oft dicht und am Abend sollte es sogar dann auch hier regnen.

Entsprechend trist und grau war dann auch die Fahrt aus Genua heraus. Der Blick aufs Meer begrüßte mich schnell wieder, jedoch heute von höher gelegenen Straßen herab. Aber es war immer noch angenehm genug das Dach in seinem Stauraum zu lassen und die frische Luft zu genießen. So brauchte ich, mit einem Halt für ein Frühstück, ca. anderthalb Stunden, bis ich Rapallo erreichte. Hier ging es rechts ab auf einer immer engeren, kleiner werdenden Straße hinaus nach Portofino. Italiener sind ein sehr gottgläubiges Volk, anders als mit Gottvertrauen kann ich mir nicht erklären, wie Autos und Busse diese engen Straßen und Kurven mit solch einer Geschwindigkeit passieren. Für mich kann ich es nicht anders als mit Glück erklären, dass mir niemand von denen entgegen kam, während ich zum Beispiel gerade eine Kurve umfuhr, in der ein Felsvorsprung halb in eine Fahrspur herausragte. Vergnügen waren die letzten zwei Kilometer nicht unbedingt, entschädigt hat mich einzig die Aussicht. Allerdings sollten sich dadurch meine Pläne für den restlichen Tag ändern.

 

In Portofino gab es nur wenige Parkplätze und ein kleines Parkhaus, welches im italienischem Stil sehr eng war und den ersten freien Parkplatz gab es auf Ebene 3. Die Auffahrt war schon eng, aber möglich, bei der Abfahrt konnte ich vorne nicht sehen, wo mein Wagen aufhörte und ich denke, vorne rechts und hinten links waren jeweils nur noch Zentimeter Luft zwischen meinem Blech und dem Beton der Mauern. Eigentlich wartete ich nur darauf, das Geräusch zu hören, das mir mitteilt, Kontakt. Blut und Wasser habe ich geschwitzt und es war ein sehr befreiendes Gefühl, aus diesem Parkhaus wieder heil heraus gekommen zu sein.

Zwischen Ein- und Ausfahrt aus dem Parkhaus lag aber noch ein Stadtaufenthalt in dem schönen kleinen Örtchen Portofino. Und es ist ein wirklich schöner kleiner Ort, in dem schon Päpste, Könige und Kaiser zu Gast waren. Vor allem wenn man den malerischen Naturhafen besucht und sich hier umschaut, versteht man, warum.

Angeblich hat der Ort mit die höchsten Grundstückspreise in ganz Italien und obwohl es ein sehr, sehr kleiner Ort ist, findet man hier Edelboutiquen und auch Yachten, die eigentlich viel zu groß für diesen kleinen Hafen sind. Und noch schöner wurde der Ort, als dann nun auch immer mehr blauer Himmel und auch die Sonne zum Vorschein kam. So habe ich hier einen gemütlichen Rundgang unternommen und auch ein leckeres Mittagessen verzehrt, bevor es dann wieder zurück auf die Straße ging. 

Ich bin tatsächlich unbeschadet aus dem Parkhaus und zurück nach Rapallo gekommen, aber während ich von dort Richtung Sestri Levante und weiter Richtung Süden fuhr, kam mir der Gedanke an mein nächstes Ziel. Eigentlich wollte ich das ein oder andere Dorf der Cinque Terre, einem Nationalpark mit 5 kleinen Dörfern, die früher nur mit Booten zu erreichen waren. Heute führen Sträßchen dahin, vor denen, aufgrund ihrer Enge gewarnt wird. Da man das bisher nicht getan hat, kam mir der Gedanke, dass diese Straßen wirklich eng sein müssten und damit habe ich schon zu viel schlechte Erfahrungen gemacht. Ich bin hier um mich zu entspannen, dachte ich mir. Also kam der Beschluss, auf den etwas breiteren Straßen oberhalb der Küste einfach durch die Natur zu fahren. Hier war es vielleicht nicht so schön wie diese Dörfer, aber die kurvigen Straßen, die Natur und die Aussicht hier war auch nicht schlecht. Und immer, wenn ich einem dieser Dörfer näher kam, nahm auch der Verkehr derart zu, dass ich mir dachte, so gemütlich kann es da auch gar nicht sein. Ich kann ja irgendwann noch einmal hier her kommen. Wie viele Menschen hier in der Gegend unterwegs sind, konnte ich an der Küstenstraße direkt südlich von Sestri Levante feststellen. Erst dachte ich an einen Verkehrsstau, aber dann stellte ich fest, hier war die Straße einspurig und vor einer Tunneleinfahrt leuchtete eine rote Ampel, die den Verkehr aus der Gegenrichtung also durchließ. Ganze 30 Minuten lang. Dann durfte auch ich durch die Tunnel fahren. Über mehrere Kilometer ging es hier durch einen engen Tunnel, der am Rand eine Lichterkette hatte, damit man die Fahrbahn etwas besser sah. Ansonsten war er nicht ausgebaut, sondern wie ein Stollen in einem Bergewerk einfach frei gehauen.  Ab und an gab es Unterbrechungen, aber insgesamt ging es so fast 10 km durch Tunnel. Auto an Auto. Und bei der Ausfahrt sah ich, wie viele Fahrzeuge auf der Gegenseite auf die Einfahrt warteten.

In den Bergen war es danach viel entspannter und gemütlicher und so bin ich langsam und mit dem ein oder anderen Stopp für ein Picknick, weiter Richtung Süden gefahren, bis die Straße auf Höhe von La Spezia vom Meer weg führt, um eine Landzunge abzukürzen und dann auf der anderen Seite den Blick auf die Hafenstadt und das Apennin dahinter frei gab. Von nun an kam ich in vertraute Gegenden. In La Spezia war ich im Jahr 2001 mit der Marine für 14 Tage und in dem Gebirge vor mir muss irgendwo Carrara liegen, der Ort, der für seinen Marmor auf der ganzen Welt bekannt ist und welcher das nördlichste Ziel auf unserer Schul-Abschlussfahrt 1996 war. Letztere bestimmte auch das Ziel meiner heutigen Reise, Marina di Pietrasanta. Eigentlich hätte es Lido di Camaiore werden sollen, wo wir während der Klassenfahrt untergebracht waren, aber das war nur einen Kilometer weiter, die einzig freien Hotels dort aber viel günstiger.

Der Unterschied wäre mir aber eh nicht aufgefallen, denn nichts erinnerte mich an damals. In Erinnerung habe ich einen gemütlichen Badeort, heute waren es nur Hotelburgen und auch die Strände waren komplett zugebaut. Vielleicht hätte ich bei genauerem Hinsehen und mit dem Wissen, wie damals das Hotel geheißen hat, doch noch Dinge wieder gefunden, aber lieber habe ich mein Badetuch gepackt, mich etwas an den Strand gelegt, das Meer probiert und einen langen Strandspaziergang gemacht. Solange, bis auch abends der erste Regen auf meiner Reise mich erreichte. Dann habe ich mich zu einer Pizza in eine Bar gesetzt, la dolce vita genossen und den Abend ausklingen lassen.