Eine Rundreise durch die USA

04. OKTOBER - 03. NOVEMBER 2016

Dienstag, 4. Oktober 2016

Tag 1: Chicago

 

Heute früh ging es endlich los, um 5:40 nach Düsseldorf zum Flughafen. Danke Papa fürs Fahren. Der Koffer war schnell aufgegeben und auch sonst ging alles recht problemlos. Es gab zwar eine halbe Stunde Verspätung beim Abflug, aber so hatte ich in Frankfurt, wo ich auf einen anderen Flieger umsteigen musste, eigentlich keinen Aufenthalt. Im Gegenteil, es brauchte einen Eilmarsch durch das gesamte Terminal 1 des Frankfurter Flughafens und der endete direkt auf meinem Platz im Flugzeug nach Chicago. Das Boarding war schon kurz vor dem Ende und ich einer der Letzten, die an Bord gingen.

Der lange Flug von über 9 Stunden ging, aufgrund eines umfangreichen Filmprogramms und Ausblicken auf die schönen Landschaften Schottlands, Grönlands und dem Nordosten Kanadas, recht schnell vorbei. Ein Tipp für USA- Reisende, wenn ihr einen Platz reserviert, dann auf dem Hinflug rechts im Flieger. Für das Flugzeug war im Prinzip während des gesamten Flugs immer Mittag. Auf der linken Seite waren für den gesamten Flug fast alle Fenster zu, da die Sonne auf der Seite sehr geblendet hat. So hat man schöne Aussichten verpasst.

Beim Blick hinab auf den Atlantik kam mir mit etwas Wehmut die Erinnerung daran, dass ich, als ich das erste und bisher einzige Mal in den USA war, mit der Marine dorthin gefahren bin. Es hat etwas länger gedauert, aber dafür gab es keinen Jetlag.

Erster Blick auf Chicago.
Erster Blick auf Chicago.

 

Irgendwann war ich dann aber endlich auf dem Flughafen O´Hare gelandet. Und was habe ich alles über die Immigration, die Einreise in die USA gehört. Stundenlanges Warten, intensivste Kontrollen, unangenehme Fragen. Denkste. Lange Schlangen gab es nur dort, wo Passagiere weiterreisen wollten, die Immigration wird ja immer am ersten Flughafen gemacht, bei den Schaltern für die Einreise direkt nach Chicago war so gut wie nichts los. 15 Minuten hat es gedauert, in denen mir Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht wurden, man mir die Frage stellte, ob ich genug Geld auf dem Konto habe, um mir die Reise leisten zu können und man mir kurze Tipps und den Wunsch für einen schönen Aufenthalt mit auf den Weg gab. Ach ja, ein Beagle hat mal kurz an meinem Koffer geschnuppert, der ziemlich schnell auf dem Band lag. Dann habe ich den Flughafen schon verlassen und konnte mich auf den Weg in die Windy City machen, wie man Chicago gerne oft nennt.

 

Mit der "L" ging es dann vom Flughafen nach Downtown Chicago. So nennt man kurz die Hochbahn, die man aus vielen Filmen kennt, die in Chicago spielen.  Beispiele hierfür sind die Batman Filme mit Christian Bale in der Hauptrolle oder der Film "Die Blues Brothers". Ein tolles Erlebnis war dabei eine Gruppe Afroamerikaner, die auf einem Bahnsteig aus Langeweile a Capella das Lied "Lean on me" sangen und der gesamte Bahnsteig begann zu klatschen und einzustimmen.

Auch das Hotel in recht zentraler Lage habe ich gut und schnell gefunden, aber natürlich konnte nicht alles derart reibungslos weiterlaufen, wie bisher. Im Hotel waren alle PC´s abgestürzt und das Personal war so nicht in der Lage, Gäste einzuchecken.

Sehr gerne hätte ich mich erst geduscht, aber so habe ich das Gepäck dort deponiert und die Chance genutzt, zum nahe gelegenen John Hancock Center zu laufen, in den 94. Stock hinauf zu fahren und mir einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Das Gebäude ist das vierthöchste in Chicago und das achthöschste in den USA. Bis zur Spitze ist es über 450 Meter hoch und die Aussichtsetage in einer Höhe von 314 Metern. Hoch genug für einen Überblick. Und man hat von dort eine tolle Aussicht auf das Umland und den See direkt vor der Türe. Allerdings ist See das falsche Wort, um dieses riesige Gewässer zu beschreiben.

Das John Hancock Center von unten.
Das John Hancock Center von unten.
Blick vom John Hancock Center nach Norden.
Blick vom John Hancock Center nach Norden.
Blick zum Willis-Tower.
Blick zum Willis-Tower.

Mein Hotel.
Mein Hotel.

 

Nach dem Genuss der Aussicht habe ich einen zweiten Versuch im Hotel gewagt und siehe da, alles lief wieder und ich habe mein Zimmer bekommen. Nummer 911. Vor mir wartete zwar noch ein junger Amerikaner aus Naples/Florida, aber der meinte, Ausländer müssten zuerst bedient werden und er ließ mich vor, auch wenn er selber wohl schon eine Weile auf sein Zimmer wartete. So kam man auch ins Gespräch und bei der Frage nach meiner Herkunft stellte ich fest, er kannte sogar Aachen. Er meinte, die Stadt sei doch berühmt für "The famous Cathedral and Charlemagne, isn´t it?" Seine Familie mütterlicherseits stammt wohl aus der Umgebung von Nürnberg und sein Masterstudium würde er gerne in Berlin machen. 

Wir teilten uns auf dem Weg zu unseren Zimmern den Aufzug und es gesellte sich noch jemand vom Hotelpersonal dazu und beide gaben mir jede Menge Empfehlungen für meinen Aufenthalt in der Stadt. Ich bin erst wenige Stunden hier und beeindruckt von der Freundlichkeit der Menschen.Das Hotel war das Red Roof Inn. Alt und billig, was man ihm auch ansehen konnte. Aber das Zimmer ist groß, sauber und hat alles was es braucht. Und die Lage ist unschlagbar zentral.

 

Nach einer Dusche und dem Auspacken ging es dann wieder in die Stadt. Zum Abendessen. In Deutschland ist es schließlich gerade 0:45. Die Straße runter habe ich die Pizzeria Due gesehen. Nach eigener Aussage ist das Lokal die Expansion der Pizzeria Uno, dem Geburtsort der Deep Dish Pizza. Von meinem Kollegen Philippe kam die Empfehlung, wenn ich schon Chicago besuche, dann muss ich unbedingt eine solche Pizza probieren. Also hinein in die Bar und diese Pizza bestellt, ohne zu wissen, was mich genau erwartet. Die Zubereitung dauerte 45 Minuten, aber bis es so weit war, wurde ich schon mit Getränken versorgt. In den USA ist es üblich, dass, solange man das Essen nicht bezahlt hat, man das Glas immer wieder auffüllen lassen kann und das ging hier von alleine, ich musste nicht fragen. Das einzige Manko war nur, die Pizzeria "is proud to serve Pepsi products," da freue ich mich schon auf Atlanta, die Stadt von Coca-Cola. Auch wenn jeder Italiener bei dem Wort Pizza sich für diesen "Pizzakuchen" beleidigt vorkommen würde, sie war wirklich gut. Die Pizza sieht zwar etwas klein aus, aber ich kann sie nur empfehlen, eine Pizza Uno. Und damit ich nicht weiter trinke, kam nach dem Essen ein letzter Refill und die Rechnung. Von nun an muss jedes Getränk bezahlt werden.

Die Pizzeria Due.
Die Pizzeria Due.
Eine Deep Dish Pizza. Sie sieht klein aus, ist aber gut gefüllt und mächtig.
Eine Deep Dish Pizza. Sie sieht klein aus, ist aber gut gefüllt und mächtig.

Frisch gestärkt bin ich wieder zurück auf das John Hancock Center und konnte einen Sonnenuntergang genießen, wie ich ihn schöner bisher nur bei der Marine auf dem Meer gesehen habe. Traumhaft. Nun habe ich auch verstanden, warum hier auf der Westseite regelrecht eine Tribühne aufgebaut war. Heute Nachmittag war hier kaum etwas los, aber jetzt am Abend war es hier doch recht voll. Wer Chicago besuchen will, für den sollte diese Aussicht ein Muss sein. 

Auch nach Sonnenuntergang ist die Aussicht noch toll, denn nun gehen überall die Lichter der Stadt an und man bekommt einen Eindruck davon, wie weit sich Chicago ausdehnt. Da bleibt die leichte Sorge, ob ich es schaffe, die Stadt heil in Richtung Südwesten mit dem Auto zu verlassen. Drückt mir die Daumen, aber es sind ja noch drei Tage bis dahin.

Danach ging ein langer Tag für mich zu Ende. Der erste Urlaubstag ist schon vorbei.


Mittwoch, 5. Oktober 2016

Tag 2: Chicago

 

Der Jetlag durch die Zeitumstellung hat mich dazu gebracht, dass ich das Hotel schon um 6 Uhr morgens verlassen habe, um mir die Stadt, die als Geburtsort der Hochhäuser gilt, richtig anzugucken. 1885 wurde hier das erste moderne Hochhaus der Welt gebaut, mit einer Höhe von 42 Metern. Es hatte 10 Stockwerke. Hatte darum, weil es schon nach 50 Jahren wieder abgerissen wurde, so dass man es sich schon lange nicht mehr anschauen kann. Dafür hat die Stadt viele andere tolle Gebäude und Sehenswürdigkeiten. Als Junge vom Land war ich hier sehr beeindruckt. Aber der Reihe nach.

Von meinem Hotel in der Ontario Street waren es nur anderthalb Blocks bis zur Magnificent Mile, die Chicago von Nord nach Süd Downtown durchquert und die heute morgen, so früh, noch sehr ruhig da lag und mich zum Chicago River brachte. Auf der Brücke über diesen konnte ich einen wunderschönen Sonnenaufgang über dem Fluss und dem Michigan Lake genießen, bevor ich dann erst einmal am Riverwalk, einem schönen Fußweg entlang gelaufen bin. Dort habe ich eine interssante Tatsache über den Chicago River gelernt. Dieser floss bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts in den Michigan Lake. Da die Stadt aber sein Trinkwasser aus dem See bezog und sein Abwasser über den Fluss in den See entsorgte, hat man beschlossen, den Chicago River zu kanalisieren und die Flussrichtung umzukehren. Nun fließt er aus dem Michigan Lake Richtung Mississippi und hat so auch die Stadt über selbigen mit dem Golf von Mexiko verbunden.

Entlang des Riverwalks waren so früh dann ein paar Jogger unterwegs, aber auch die noch wenige, so dass ich ganz und in Ruhe die beeindruckende Architektur links und rechts des Flusses bewundern konnte. 

Nach einer Weile am Fluss entlang, habe ich mich dann vom Wasser getrennt und auf die Suche nach der City Hall gemacht. Als großer Fan des Films "The Blues Brothers" wollte ich gerne an einen der Drehorte aufsuchen und dieser war der einzige, der zentral in der Stadt zu finden ist, abgesehen von den Straßen, in denen die Verfolgungsfahrten statt fanden. Auf dem Weg dahin gab es noch vieles anderes zu sehen, wie den Willis Tower, der bei seiner Fertigstellung, damals noch unter dem Namen Sears Tower, das höchste Gebäude der Welt war, aber nur wegen seiner hohen Antennen. Interessant war auch die Hochbahn, die an einigen Stellen direkt über die Straße gebaut wurde oder ein dreieckiges Gebäude direkt im Zentrum, welches als Gefängnis genutzt wird. All die modernen Hochhäuser, die vielen Glasfassaden, die Straßenschluchten, Chicago hat mir jetzt schon sehr gut gefallen, nur gut, dass man Gerüche nicht über das Internet vermitteln kann. Vielleicht gehört es einfach zu einer Großstadt, aber an manchen Stellen rümpft man ganz schön die Nase.

Die Daley Plaza.
Die Daley Plaza.

Bald darauf kam ich auf der Daley Plaza an, welchen man rechts auf dem Bild sieht. Im Hintergrund ist das Cook County Building, in dem sich das Rathaus befindet und in dessen Fluren Szenen am Ende von "The Blues Brothers" gedreht wurden. Davor der Brunnen hat auffällig blaues Wasser. Zu Ehren der Chicago Cubs, einem der beiden heimischen Baseball Teams, da sie die Teilnahme an den Playoffs erreicht haben. Zu Ehren der Chicago Blackhawks, des Eishockeyteams, war der Brunnen wohl auch schon mal rot, aber in der Regel ist das hier normales, ungefärbtes Wasser. Chicago scheint Spaß daran zu finden, Wasser zu färben, der Chicago River ist am St. Patricks Day auch grün gefärbt.

Rechts das Gebäude ist das Richard J. Daley Center, benannt nach einem ehemaligen Bürgermeister der Stadt und auch Statist im Blues Brothers Film. In seine Fenster durfte der Regisseur John Landis das Bluesmobil fahren lassen. Man sieht dieses Gebäude aber auch im Film "The Dark Knight", in dem es den Sitz von Wayne Enterprises darstellt. Die Skulptur davor ist übrigens eine Skulptur von Pablo Picasso, welche von ihm jedoch keinen Namen bekommen hat und daher einfach nur "the Picasso" oder "Chicago Picasso" genannt wird.

Diesen Platz habe ich nun überquert und mich dann im Cook County Building umgesehen. Da in den USA öffentliche Gebäude dem Volk nicht nur dienen, sondern auch gehören, darf man diese Gebäude auch frei betreten. Oft gibt es, wie in vielen Einrichtungen, Bodyscanner und eine Gepäckdurchleuchtung, aber selbst diese standen hier nicht zwischen mir und einem Besuch im Innern.

Nachdem ich mich Downtown schon recht gründlich umgesehen habe, wollte ich nun für mein nächstes Ziel in den Norden der Stadt und habe mir dafür die nächste Station der "L" gesucht. Das L soll das Wort elevated abkürzen, was erhöht bedeutet. Damit ist die "L" die Kurzform der Chicago Elevated, der Hochbahn, eines der meist frequentierten Nahverkehrssystem in den gesamten Vereinigten Staaten. Ziel war die Station Addison, von der es nur noch ein sehr kurzer Fußweg zur Adresse West Addison 1060. Das Wrigley Field, Heimstätte der Chicago Cubs, eines der beiden Baseballteams in Chicago und das zweitälteste Baseballstadion in der MLB. Benannt nach der Kaugummifabrikantenfamilie, die auch in bester Lage der Stadt das Wrigley Building betreiben. Am Stadion wurden die Straßen und Gebäude mit rot-weiß-blauen Fahnen geschmückt, den Statuen verdienter Spieler wurden Trikots angezogen und alles auf den Playoff Beginn am Freitag vorbereitet. Heute Abend wird dafür zwischen den New York Mets und den San Francisco Giants der Gegner ermittelt. Alles ist hier in einem großen Baseballfieber, die Cubs sind die Mannschaft, die am längsten die World Series, den Titel der MLB nicht mehr gewonnen haben. Seit 108 Jahren und diese Tatsache ist in den USA sogar ein Running Gag in Filmen und Witzen. Die Teilnahme an den Playoffs ist daher hier nochmal etwas mehr besonders als in anderen Städten, auch wenn man natürlich nicht als Titelfavorit gilt.

Von der Straße aus habe ich leider keine Möglichkeit gefunden, ein Blick ins Innere des Stadions zu werfen, was ich aber interessant fand und so noch nie gesehen habe, anscheinend kann man von den Dächern umliegender Gebäude ins Stadion sehen, so dass die Hausbesitzer Tribünen auf ihren Dächern installiert haben. Anfangs gab es zwar Probleme mit dem Verein, aber nachdem man sich da wohl geeinigt hat, werden diese Tickets seit Anfang des Jahrtausends sogar ganz offiziell auch vom Verein mit verkauft und dann sitzen dort Zuschauer auf Wohnhausdächern und schauen über eine Straße hinweg von oben in das Stadion.

Aus dem Vorort Wrigleyville, im Norden Chicagos, ging es dann an den südlichen Rand der Innenstadt, wo sich eine andere große Sportstätte der Stadt befindet. Das Soldier Field, das Stadion der Chicago Bears, dem lokalen American Football Team. Der Name leitet sich übrigens von den Chicago Cubs ab, man wollte sich auch erst Cubs nennen, aber der Name Bärenjungen war wohl fühl ein Footballteam nicht männlich/stark genug und so wurde aus den Cubs die Bears.

Auf dem Weg dorthin kam ich an einem kleinen Park mit einer sehr befremdlichen Kunstinstallation vorbei. 106 Metalltorsos ohne Kopf und Armen stehen hier herum. Die Bedeutung erschloss sich mir nicht wirklich, aber meine Kunstnoten waren ja auch nie sehr gut. Schnell war ich auch abgelenkt von den modernen Hochhäusern, die man hier zu sehen bekam.

Am Stadion angekommen, stand ich vor einem interessanten Gebäude. Jemand hat es einmal beschrieben mit den Worten, ein Raumschiff, das auf dem Parthenon gelandet ist. Vor Ort habe ich verstanden warum. Schon über den Yachthafen hinweg, sieht man die etwas Antik wirkende Säulenkonstruktion und darüber das Neue und Moderne, die Glas- und Metallfassaden, die nach einem großen Umbau 2002/03 über das alte Stadion gebaut wurden.

Etwas erschrocken war ich im Fanshop der Chicago Bears. Die Produktpalette des Merchandising war riesig, aber 150 Dollar für ein Trikot oder 40 Doller für ein Basecap? Dagegen sind sogar die Bundesliga-Fanartikel günstig. Gekauft habe ich nichts, aber ich fand es interessant, mich hier umzusehen.

Buckingham Fountain.
Buckingham Fountain.

Da ich den Yachthafen ja erwähnt habe, kann man zurecht annehmen, dass das Stadion unweit des Michigan Lakes liegt und dort gibt es den Lakefront Trail, nebeneinanderliegende Wander- und Radwege, die direkt am Ufer entlangführen und denen ich nun nach Norden, in Richtung meines Hotels folgen wollte. Vorbei am Adler Planetarium, von dem man über das Wasser eine tolle Aussicht auf die Skyline Chicagos hat und dem Shedd Aquarium ging es am Grant Park entlang, der eine Vielzahl kleiner Attraktionen beherbergt, von denen ich nun die ein oder andere besichtigen wollte.

Der erste Stopp ist sicher allen bekannt, die die Serie "Eine schrecklich nette Familie" mit Al Bundy kennen, denn dort, im Vorspann, sieht man einen Brunnen. Die Buckingham Fountain ist einer der größten Brunnen der Welt, er beinhaltet etwa 5,7 Millionen Liter Wasser und schießt über 50000 Liter Wasser pro Minute fast 40 Meter in die Höhe, wenn er in Betrieb ist. Er bildet das östliche Ende der berühmten Route 66 und wenn man sich seine Lage auf einer Karte anschaut wirkt es, als sei ganz Chicago um ihn herum gebaut.

Eine weitere Einrichtung in dem Park ist die Crown Fountain, eine aus schwarzem Granit bestehenden sehr flache Wasserfläche nach Art eines Reflexionsbeckens, an dessen beiden Enden zwei große Türme mit je einer LED-Monitorfläche Richtung Wasser stehen. Es wurden wohl um die 1000 Einwohner Chicagos aus den unterschiedlichsten ethnischen, religiösen oder sozialen Gruppen aufgenommen, deren Gesichter hier in Sequenzen gezeigt werden. Wen es interessiert, der kann dazu Videos auf Youtube o.ä. finden. Mein Video ist hier leider nichts geworden und mit Bildern wirkt es einfach nicht.

Mein eigentliches Ziel, welches mir empfohlen wurde, dies einmal anzusehen, war nun nicht mehr weit, in dem Teil, den man den Millenium Park nennt. Dort befindet sich das sogenannte Cloud Gate, welches aufgrund seiner Form auch "The Bean", die Bohne genannt wird. Das Cloud Gate besteht aus Stahlplatten, welche aneinandergeschweißt und hochglanzpoliert wurden, so dass gewölbte Flächen entstanden sind, in denen sich die Umgebung und man selbst sich in unterschiedlichen und interesanten Verzerrungen spiegeln und so beliebte Fotomotive entstehen. Von Nähten sieht man keine Spur und irgendwie musste ich da an meine Kollegen aus der Metallografie denken.

Die Fotos geben nur sehr gering wieder, wie faszinierend das hier war, ein Ort den man sich unbedingt ansehen sollte, wenn man hier in der Stadt ist. Sagenhaft.

Nun ging es aber wieder ans Seeufer und zum Lakefront Trail, weiter nach Norden bis zur Navy Pier, einer Seebrücke und die größte Touristenattraktion der Stadt. Wahrscheinlich gibt es in Chicago im Oktober nicht mehr viele Touristen, aber hier war es eher sehr ruhig bis langweilig. Die Karussells fuhren mangels Gästen nicht, nur das Riesenrad drehte einsam seine Runden. So bin ich einfach vor bis zur Spitze der Pier gegangen, habe eine Pause eingelegt und einfach nur das Treiben auf dem See beobachtet. Viele Wassersportler, vor allem auf Jetskis waren hier aktiv und sprangen über die Wellen. Hier gab es auch eine Statue zu Ehren von Bob Newhart, der in Deutschland aus der Serie "The Big Bang Theory" bekannt sein könnte, in der er Professor Proton spielt.

Nun hatte ich für heute aber genug gesehen. Eigentlich alles, was ich mir für zwei Tage vorgenommen habe. Von der Pier bin ich dann noch ein wenig durch die Gegend gelaufen und dann zum Abendessen und früh ins Hotel. Interessant fand ich, dass es überall in der Stadt schon für Halloween geschmückte Häuser gab, anscheinend feiert man das hier ein wenig länger, als nur einen Abend bzw. eine Nacht. Es war ein langer Tag, mal sehen was ich morgen machen werde, aber ich denke, es wird dann nicht so viel zu lesen und zu gucken geben wie heute.


Donnerstag, 6. Oktober 2016

Tag 3: Chicago

 

Nachdem ich die ersten beiden Tage Temperaturen von 24-30 Grad Celsius und Sonnenschein genießen durfte, bin ich heute im Regen aufgewacht. Gut, dass ich mir gestern schon so viel angesehen habe in der Stadt, so konnte ich den Tag heute nutzen, um Indoor-Aktivitäten zu unternehmen.

 

Das erste Ziel nach dem Frühstück war der Chicago Water Tower. Das Gebäude wurde vor fast 150 Jahren erbaut und hat als eines der wenigen Gebäude den großen Brand von Chicago überstanden. Daher gehört es zu den ältesten Gebäuden in der Stadt. Damals sollte eine Trinkwasser-Pumpstation möglichst unauffällig in das Stadtbild integriert werden. Ich frage mich, wie damals die Stadt ausgesehen haben mag, aber heute wirkt das Gebäude mit seinem Stil, der irgendwie an eine Burg erinnert, überhaupt nicht unauffällig. Der Chicago Water Tower gehört daher heute zu einem der Wahrzeichen der Stadt und beherbergt eine kleine Galerie und ein Besucherzentrum der Touristeninformation. Bitte wundert Euch nicht über das schöne Wetter auf dem Foto, es regnete heute morgen wirklich, das Foto ist jedoch schon gestern entstanden, als ich dort vorbeigekommen bin. Ich dachte mir, bei Sonnenschein sieht es schöner aus, als heute bei Regen.

Ohne einen Tipp hätte ich das nächste Ziel wahrscheinlich nicht aufsuchen können, denn das Gebäude, in dem es sich befand, macht von außen nicht viel her. Aber im Chicago Cultural Center sollte sich ein sehr schönes Treppenhaus und eine beeindruckende Kuppel aus Tiffanyglas befinden und davon wollte ich mich selbst überzeugen. Davon wollte ich mich überzeugen und ich muss sagen, der Besuch war kurz aber es hat sich gelohnt.

Bei der Stärkung mit einem Potbelly Sandwich kam die Frage auf, wie ich weiter trocken den Tag genießen könnte. Ich habe mir gedacht, Kultur kann nicht schaden. Zur Auswahl standen mehrere Dinge, wie unter anderem das Adler Planetarium, das Shedd Aquarium oder das Field Museum, bekannt aus dem Film "Nachts im Museum". Die Entscheidung fiel dann aber, aufgrund mehrfacher Empfehlungen in der Hotellobby von Gästen und dem Hotelpersonal, auf das Art Institut of Chicago und der Besuch dort hat sich gelohnt, auch wenn er etwas teuer war. Hier erinnere ich mich gerne daran, wie positiv ich finde, dass z.B. in London die staatlichen Museen keinen Eintritt verlangen. Nur so kann man Kunst jedem Nahe bringen und nicht nur denen, die bereit sind, Geld dafür zu bezahlen oder es sich leisten könnten. Aber ich muss gestehen, der Eintritt hat sich gelohnt, mehrere Stunden habe ich hier zwischen Bildern von Manet und Monet, van Gogh und Warhol und vielen anderen Künstlern verbracht, Statuen, Münzen und Krüge bestaunt und noch vieles andere gesehen.

Natürlich erwartet man hier amerikanische Künstler und Werke, mir das bekannteste hier war "Nighthawks" von Edward Hopper, aber beeindruckt, weil ich das so bisher noch nie gesehen habe, war die viele indianische Kunst. Oder jene aus der Zeit vor der Gründung der Vereinigten Staaten, "wildwest" Kunst oder mexikanische. das waren völlig andere Dinge als die, diese aus Europa. Wenn man hier andere Kulturen in Museen sieht, dann war diese meist eher asiatisch oder afrikanisch, zumindest aus meiner Erfahrung.

Befremdlich finde ich jedoch immer wieder die "moderne Kunst" Wenn jemand ein Datum auf eine Leinwand schreibt oder einfach einen gelben Rahmen um eine weiße Leinwand malt und das dann Kunst ist, dann fehlt mir als Banause das Verständnis dafür. Manche Dinge sahen aus wie ein ausgekippter Mülleimer. Da verstehe ich eher den Spruch: "Ist das Kunst oder kann das weg".

Hingegen wieder sehr interessant war eine Ausstellung in einem Kellergeschoß. Dort waren geschätzt um die 50 kleine Fenster, hinter denen Miniaturwohnungen aufgebaut waren, die alle mehr oder weniger 200 Jahre alt waren. Ich war schwer beeindruckt von der Detailverliebtheit der Zimmer, den Einrichtungen und alldem.

Als ich das Museum dann wieder verlassen habe und auf der Straße war, hatte der Regen aufgehört, aber Nebel senkte sich über die Stadt und es war sehr interessant zu beobachten, wie die Stadt immer mehr im Nebel verschwand. Die vielen Wolkenkratzer, die man jederzeit in jede Richtung sehen konnte und die die Stadt sonst riesig machen, waren nicht mehr zu sehen, nur noch wenige Gebäude um einen herum und die Stadt wirkte nun so ganz anders auf dem Weg zurück zum Hotel, wo ich mich frisch machen wollte. Auf dem Weg habe ich in der Lobby eines Gebäudes noch ein maßstabgetreues Model der Loop, von Downtown Chicago gefunden.

Den Abend habe ich dann ohne Kamera in einer Sportbar bei einem Burger und American Football verbracht und auf dem Rückweg noch die Lichter von Chicago bei Nacht bewundert, womit mein Besuch in der Windy City dem Ende entgegen geht. Morgen früh werde ich den Koffer packen und mein Auto abholen. Vier Wochen werde ich in diesem Land verbringen und wenn ich morgen schreibe, habe ich hoffentlich die ersten 200 km hei und gesund überstanden. Das Abenteuer kann beginnen. Und es wird eines werden. Nur bis Springfield habe ich Zimmer gebucht. Was danach kommt? Mal sehen...