USA Roadtrip 2023

California and more

25. Oktober 2023 - Tag 33:

Santa Barbara

 

Von der Stadt der Engel ging es heut in die Stadt der heiligen Barbara. Santa Barbara ist eine Stadt mit etwa 90000 Einwohnern, direkt an der Pazifikküste und gilt für viele als die schönste Stadt Kaliforniens. Da die heilige Barbara die Schutzheilige der Artilleristen ist, ist sie eine der wenigen Heiligen, deren Bedeutung und Geschichte ich ein wenig kenne. Ich gehörte zum Abschnitt Artillerie bei der Marine.

Um nach Santa Barbara zu kommen, musste ich heute Morgen erst einmal Los Angeles verlassen und, wie schon auf dem Weg dorthin, war mein Plan, dieses immer entlang des Pazifik zu tun. Vier Etappen bis zurück nach San Francisco sind geplant. Die Erste heute war sehr lebhaft und nicht unbedingt schön. Jeder kennt Berufsverkehr in eine Stadt oder aus dieser heraus und genau so kann man es sich hier auch vorstellen. Selbst wenn das erste Ziel Malibu war, ein Ort, der ja auch für Quartiere der Reichen steht. Pfahlhäusern direkt am Strand und regelrechten Palästen in den den Hügeln. Leider sind die Strände dort privat und scheinen zum Grundstück des Hauses darüber zu gehören, so dass man es sich nicht wirklich ansehen kann, ich habe aber eine Stelle gefunden, es doch zu tun. Da die Häuser hier an einer kleinen Steilküste stehen, ist es interessant, an den Häusern vorbei zu fahren. Manche sind von der Straße aus nur Garagen. Die Häuser liegen dahinter und häufiger auch tiefer. Die Straßen hier waren auch nicht die schönsten und gepflegtesten, so dass ich mich frage, ob hier wirklich Reichtum benötigt wird, um so zu leben oder ob hier doch "normale" Menschen leben, die einfach hier gebaut haben. Schaut man aber die Berge hinauf, ändert sich dieser Gedanke. Da kann man Luxus sehen.

Mein einziger richtiger und längerer Stopp war etwas hinter Malibu, der Point Dume. Ein Kliff ragt hier ins Meer hinein und fällt dahin ab und in den Dünen und an den Stränden dort entlang kann man auf sehr kurzen Wanderwegen schön spazieren. Möchte man jedoch zum Strand, muss man eine längere Treppe hinab. Hier werden auch Klettertouren angeboten, aber das war für mich keine Alternative. Dort habe ich erfahren, dass auch dieser Punkt mehrfach schon Filmdrehort war. Die wahrscheinlich bekannteste, hier gedrehten Szenen sind aus dem Film Planet der Affen. Unter anderem die Szene, in der der Kopf der Freiheitsstatue am Strand liegt. Zwar habe ich davor und danach noch häufiger gehalten, aber nie richtig lange. Vielleicht lag dies an dem selben Grund, der auch für mich Santa Barbara zwar schön, aber nicht als die schönste Stadt des Staates machte. Dem Wetter. Man versucht mich wohl zu boykottieren. Am meisten habe ich mir das Cabrio gewünscht für die Fahrt an der Küste entlang. Nun habe ich das Cabrio und nun ist es grau. Und heute eigentlich den ganzen Tag. Es sah sogar meist so aus, als würde bald ein Regen oder gar Gewitter aufziehen und die Gipfel der Hügelketten entlang der Küste hielten bald alle dunklen Wolken fest. Aber es blieb trocken und so war dann auch heute schon aus Trotz den ganzen Tag über das Dach offen. Mit Pullover war es ganz angenehm.

Je näher ich Santa Barbara kam, ließ der Verkehr tatsächlich mehr und mehr nach. Ich war nie so einsam wie oft zwischen den Nationalparks, aber in Santa Barbara habe ich sehr Zentral einen Parkplatz am Straßenrand bekommen. Vielleicht auch hier, weil das Wetter die Menschen nicht an den Strand gelockt hat, vielleicht weil es unter der Woche ist, aber ich möchte mir einreden, dass es Richtung Norden wieder etwas ruhiger wird und so bleibt. Zuerst bin ich eine Weile unter riesigen Palmen an der Strandpromenade entlang spaziert und habe die Stearns Wharf besucht. Danach ging es weg vom Meer und zur Santa Barbara Old Mission. Hier mag ich etwas weiter ausholen und etwas Kultur einstreuen. Zwischen Ende des 17. Jahrhunderts und dem Beginn des 19. Jahrhunderts gründeten spanische Missionare entlang der Küste von der Baja California in Mexiko bis nördlich von San Francisco Missionen im Abstand von einem Tagesritt. Etwa 50 Kilometern. San Francisco ist tatsächlich nach einer dieser Missionen benannt, die, die man Franz von Assisi gewidmet hat. Bei Ritten zwischen diesen Missionen wurden von den Missionaren wohl Senfkörner verstreut, so dass der Weg von gelben Senfpflanzen gesäumt war und diese 970 Kilometer lange Strecke wird heute El Camino Real genannt. Der königliche Weg. So weit ausgeholt, um zurück zu kommen, die zehnte dieser Missionen war die Mission Santa Barbara und diese wurde gegründet, um die Chumash Indianer zu missionieren. Man geht hier sehr reflektiert mit dieser Geschichte um, man würdigt mehr die Indianer als das Christentum und spricht offen darüber, dass die Missionierung nur zum Schaden der Chumash Indianer war. Vor allem, weil diese nicht Immun gegen die Krankheiten waren, die die weißen Siedler und deren Nahrung mit sich brachten. Heute leben noch etwa 280 Nachfahren dieser Ureinwohner in der Gegend, jedoch ist deren Sprache seit den 60er Jahren ausgestorben. Aus deutscher Sicht fand ich interessant, dass viele der Brüder hier wohl deutsche Franziskanermönche waren. In der Gruft, von der man nur ein paar Gräber sehen konnte, die aber wohl immer noch für Beerdigungen genutzt wird, sah man viele deutsch klingende Namen in den Grabsteinen. Wer nach Santa Barbara kommt oder hier durch reist, sollte auf jeden Fall hier einen Halt machen. Man braucht nicht lange, aber es lohnt sich sehr.

Am Abend bin ich dann noch durch die nette Innenstadt spaziert und habe mir ein Kaltgetränk gegönnt. Morgen geht es weiter. Allerdings bisher völlig unvorbereitet. Mein Hotel wird am Strand sein und ich hoffe, das Wetter wird dann einen Blick auf den Sonnenuntergang zulassen. Ob ich aber etwas zu erzählen oder zu zeigen habe, keine Ahnung. Ich werde einfach weiter am Meer entlang fahren, wenn etwas interessant aussieht halten und schauen, was mich erwartet. Erst übermorgen habe ich wieder ein Ziel, an das ich größere Erwartungen habe Mal sehen ob diese erfüllt werden. Vielleicht schaffe ich es morgen, am Strand, die Vorbereitungen für die letzten Tage zu treffen und diese zu planen. Vielleicht wird es doch noch ein Footballspiel. Im Moment bin ich noch beeindruckt von den Ticketpreisen. Wenn ich in früheren Urlauben gedacht habe, 150 Dollar sind etwas teuer und dann bis auf den letzten Moment gewartet habe, um Tickets unter 100 Dollar zu bekommen, so sind die Preise derzeit, nur 4 Tage vor dem Spiel, noch immer zwischen 600 und 900 Dollar, für vergleichbare Sitze. Nope.

26. Oktober 2023 - Tag 34:

San Simeon

 

Der Tag begann mit einem Lächeln, denn am Morgen war der Himmel blau. Keine Wolke war am Himmel und so begann die Fahrt mit offenem Dach und guter Laune. Und mit jeder Stunde wurde das Lächeln breiter, so dass ich am Nachmittag froh war, das ich Ohren habe, sonst wäre es rundherum gegangen. Sicher hat auch das bessere Wetter dazu beigetragen, sicher auch, dass die Badesaison wohl vorbei ist und Strandtouristen ausgeblieben sind und wahrscheinlich auch, dass der Oktober bald vorbei ist und so insgesamt die Touristenzahlen zurück gehen, aber heute war für mich einer der schönsten Tage der Reise. Die Straßen wurden leerer, die Straße entlang des Pazifiks und heute auch ein kurzes Stück durch die Hügel war richtig schön und heute war es so, wie ich mir den Highway 1 vorgestellt habe. 

Einen ersten, kurzen Halt habe ich in Guadeloupe eingelegt. Ein kleiner Ort entlang der Straße, der deutlich den spanisch-amerikanischen Stil wiedergab. Ein netter kleiner Ort, dem man auf der Durchreise sicher kurz Aufmerksamkeit widmen kann. Hier waren sehr viele Wandmalereien. Wie eigentlich überall in den USA. Das fällt mir immer wieder auf, aber heute fällt mir beim Schreiben auch mal ein, es zu erwähnen. Insgesamt, und das gilt auch für die großen Städte, sehe ich hier sehr wenige Graffiti, wie wir sie bei uns an Brücken und Garagen usw. sehen. Statt dessen haben hier viele Wände sehr tolle Wandmalereien, die oft ein Fotomotiv wert wären, im Großen, in den Städten an Hochhäusern. Eines der Beeindruckendsten damals war das Bild von Leonard Cohen in Montreal bis hin zu kleinen Bildern auf Strom- oder Telefonkästen. Wer durch die USA reist, der wird sicher schnell sehen, was ich meine. Heute sollten Beispiele dafür unter den Fotos sein, aber ich habe heute 190 Fotos gemacht, ich bin noch nicht wirklich sicher, was es alles durch die Auswahl schafft.

Ein weiterer, kurzer Stopp war kurz vor Pismo Beach der Monarch Butterfly Grove. Ein kleiner Hain, der ganz dem Schutz der Monarchfalter gewidmet ist. Hier hängen in Bäumen ganze Kolonien dieser Schmetterlinge und werden von Durchreisenden bestaunt und fotografiert. Auch von mir, bevor ich dann nach Pismo Beach hineingefahren bin. Und hier habe ich den für mich bisher schönsten Ort am Pazifik gefunden. Ich wiederhole mich, vielleicht hat es damit zu tun, dass die Saison vorbei ist, die Badegäste nur sehr wenige sind, ich kann nicht sagen, wie es im Sommer ist, aber hier waren verhältnismäßig wenig Menschen unterwegs, der Ort sah um das Zentrum und den Strand sehr nett aus, der Strand sah fantastisch aus und von der Pier aus habe ich sogar einen Zwergwal sehen können. Je nach Jahreszeit kann man von dieser Pier aus die unterschiedlichsten Walarten sehen, Buckelwale, Grauwale und Schwertwale unter anderem. Die Bucht hier scheint reich an Nahrung zu sein, wenn ich das recht verstanden habe. Ach ja, auch Delphine sind wohl oft hier. Hier habe ich mich sehr gerne aufgehalten und hier würde ich auch ein paar Tage Urlaub machen Wer am Highway 1 einen Ort zur Übernachtung sucht, sollte Pismo Beach auf jeden Fall in Betracht ziehen. Wer an den Strand ziehen will übrigens auch. Als ich den Ort wieder verlassen habe, bin ich durch Wohngebiete am Strand gefahren und auch die waren richtig schön hier. Auf jeden Fall war das der schönste Ort seit San Diego für mich und mein Grinsen hier so richtig breit schon.

Ein klein wenig breiter wurde es dann noch am Morro Rock, einem Vulkankegel direkt am Strand. Es war aber nicht der Vulkankegel, der mir hier gefallen hat, es waren die Seeotter, die hier vor dem Hafen im Wasser trieben und es sich haben gut gehen lassen. Ein echt knuffiger Anblick, denen zuzusehen, was ich eine ganze Weile getan habe, bevor ich zum Hearst Castle gefahren bin. Ein Schloss, das sich der Verleger William Randolph Hearst gebaut hat, um so richtig anzugeben. Das Schloss an sich ist schon riesig und hat eine Wahnsinns Aussicht auf den Pazifik, auf seinem Hügel gelegen, aber um so richtig anzugeben, wurden hier sehr aufwändige Pools und Räume gebaut, die nur dem Zweck dienten, Besucher zu beeindrucken. Das ging so weit, dass hier exotische Tiere angesiedelt wurden, wie Kängurus und Zebras. Letztere leben immer noch hier, zumindest ihre Nachfahren. Andere Tiere, die nicht in der Umgebung zurecht kamen, wurden an Zoos gegeben. Darunter waren Löwen und sogar Eisbären, die in einem kleinen Gehege gelebt haben und von Gästen eigentlich nur auf der Vorbeifahrt bewundert wurden. Dieses Schloss zu besichtigen war sehr beeindruckend. Und es gab hier auch wieder eine Filmreferenz, welche mir jedoch völlig unbekannt war. Wem sagt der Film Citizen Kane etwas? W.R. Hurst war die Vorlage für Citizen Kane. Zwar ist dieser Film eng mit Orson Welles verbunden jedoch war am Drehbuch auch ein Mann namens H.J. Mankiewicz beteiligt, der wie viele Stars der damaligen Zeit, der für mich bekannteste war Charlie Chaplin zu den Gästen Hearsts gehörte. Dem Alkohol sehr zugetan hat er aber den Gastgeber beleidigt und wurde nie wieder eingeladen. Und danach hat er Citizen Kane geschrieben und man sagt, es war als reine Verunglimpfung Hearsts gedacht. Zumindest sagt man das hier. Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen.

Vom Hearst Castle waren es keine fünf Kilometer zu meinem Hotel und doch war ich in keinem Hotel später. ich kam gerade noch rechtzeitig, um mir den Sonnenuntergang am Strand anzusehen. Wobei ich das diesmal nicht gebraucht hätte. Ich habe hier ein Zimmer mit Meerblick und hätte den Sonnenuntergang vom Bett aus sehen können. Das negativste an diesem Hotel ist, dass mich das Meeresrauschen wach halten könnte, man hört es so gut. Aber das wäre Angeberei und dank der Marine sollte ich es noch gewohnt sein.

Ganz zum Schluss wurde mir dann aber noch die gute Laune des Tages madig gemacht. Vor dem Hotel traf ich auf zwei Paare aus Los Angeles, die wohl auf Stadtflucht waren. Ins Gespräch kamen wir, weil sie mein Auto kaufen wollten, mir dann Bier angeboten haben und dann kamen wir von Hölzchen auf Stöckchen, fast eine Stunde lang. Dabei habe ich erfahren, dass die Strecke vor mir, der wahrscheinlich schönste Abschnitt des Highway 1 gesperrt ist, weil auf einem Stück von einem Kilometer ein Hangrutsch statt gefunden hat. So etwas passiert tatsächlich häufiger an der Strecke, daher sollte man sich immer informieren, wenn man hier fahren will, aber das muss ja nicht sein, wenn ich komme. So fällt ein drittel der Strecke, die ich morgen gerne gesehen hätte leider aus. Ich werde den Hangrutsch in einem großen Bogen bis zu meinem eigentlichen Tagesziel morgen umfahren müssen und dann werde ich entscheiden, ob ich morgen dort etwas unternehme und übermorgen die Strecke soweit ich komme noch hin und zurückfahre um sie zu sehen oder ob ich das morgen schon mache. Ich habe auf jeden Fall ja noch einen Tag Vorsprung, so dass ich diesen Umweg fahren kann und wenigstens noch das meiste dieser Strecke entdecken kann. Hoffentlich wenigstens bei so schönem Wetter wie heute. Auch wenn es nachts langsam wieder kalt wird.

27. Oktober 2023 - Tag 35:

Monterey

 

Wenn der Umweg nicht etwa 250 Kilometer lang gewesen wäre, hätte ich mich bei dem Erdrutsch fast bedanken können. Denn da dieser Abschnitt hier besonders schön sein sollte, habe ich beschlossen, heute von Süden so weit bis zur Straßensperre zu fahren, wie es möglich ist umzukehren, den großen Bogen über die Route 101 zu nehmen und morgen dann das gleiche von Norden her zu machen. Die Routen 1 und 101 verlaufen von San Diego in den Norden oft gemeinsam, oft teilen sie sich, aber treffen tun sich beide spätestens auf der Golden Gate Bridge wieder. So bin ich auf jeden Fall in die richtige Richtung unterwegs. Nach Rechnung der Franziskanermönche sind es noch vier Tagesritte bis dort. Das passt. Dienstag geht der Rückflug.

Mein erster Stopp heute war der Elephant Seal Vista Point. Der Aussichtspunt für Seeelefanten. Der Punkt trägt seinen Namen absolut zu recht. Der Strand hier ist abgesperrt, damit man nicht zu den Tieren hinab geht, aber von einem Aussichtssteg aus kann man direkt auf die Tiere herabsehen und hier liegen unzählige davon am Strand, schlafen, kratzen sich am Kopf oder anderswo, robben durch den Sand, schwimmen oder paaren sich. Alles bekam ich hier in der kurzen Zeit meines Aufenthalts zu sehen. Sogar ein Tier, das wohl einen Hai- oder Walangriff hinter sich hatte, denn am Hals waren deutliche Bissspuren. So wie sich das Tier aber aufgeführt hat, schien es dies nicht zu stören. Toll, solche Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.

Toll war auch der Highway 1 ab hier. Fand ich ihn gestern schon schön, heute war er traumhaft. Die Straße windet sich am Meer entlang, geht dabei immer wieder rauf und runter und, da sie ja gesperrt war und es keinen Durchgangsverkehr gab, war extrem wenig los, was ich mir heute einmal zu eigen gemacht habe. Auf dem Weg in den Norden habe ich an dem ein oder anderen Aussichtspunkt gehalten und selbige dort genossen. Zu meiner Schande heute oft ohne Kamera. Irgendwann werde ich mich ärgern, nicht mehr Bilder davon zu haben, aber es war auch mal schön, einfach dort zu stehen oder sitzen und zu genießen. Eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall habe ich auch noch unternommen und dort sowohl eine Weile den Ort genossen, an dem ich völlig alleine war, dort habe ich aber auch ein Foto gemacht. Auf der Rückfahrt habe ich die Straße dann aber auf eine ganz andere Weise genommen. Mit dem Wissen, dass hier wirklich nichts los war, habe ich alle Einstellungen des V8 Motors auf, nennen wir es Spaß gestellt und dann habe ich meinem Pony freien Lauf gelassen. Nicht ohne die Anblick aus der anderen Richtung zu genießen, aber ohne anzuhalten, bin ich die Stecke, die ich in den Norden gefahren bin, in den Süden gefahren und auf den langen Umweg nach Monterey. Für Motorsportfans. Wenn man diese Strecke nimmt, kommt man kurz vor Monterey an der Rennstrecke von Laguna Seca vorbei. Mit ihrer berüchtigten Corkscrew-, der Korkenzieherkurve, sollte sie allen Rennsportfans bekannt sein und gilt als eine der berühmtesten der USA. Leider war es heute nicht möglich, auf oder wenigstens an die Strecke selbst zu kommen. 

Statt dessen bin ich daher dann nach Monterey hinein gefahren, habe etwas gegessen und bin dann an die Küste und zum 17 Mile Drive gefahren. Auch diese Gegend ist unter Sportfans eine Berühmtheit. An dieser Stelle allerdings eher für die Golfer. Denn hier befindet sich der Pebble Beach Golf Course und, etwas weniger bekannt, der Spyglass Hill und der Poppy Hills Golfkurs. Alle drei zusammen werden bei einem jährlichen Golfturnier gespielt, bei dem Golfprofis mit allen möglichen Berühmtheiten antreten. Der 17 Mile Drive ist eine Straße, welche für Besucher mit Autos kostenpflichtig ist. Besucher mit Motorrädern bekommen keinen Einlaß. Fußgänger und Radfahrer können die Halbinsel kostenfrei besuchen. Die Straße führt dabei teils durch Wälder und vor allem entlang der Küste, vorbei an Aussichtspunkten und all den Golfplätzen und Golfanlagen, die hier sind. Die meisten Aussichtspunkte sind hinaus aufs Meer, so dass man auf der einen Seite die tolle Küste sieht und wenn man sich umdreht Golfern beim Abschlag zusehen kann. Der beliebteste Aussichtspunkt war die einsame Zypresse. Ein Baum, welcher wohl schon seit 250 Jahren auf einem Felsen Wind und Wetter und den pazifischen Stürmen trotz. Wer als Golfer meint, diesen Baum schon einmal gesehen zu haben, er ist seit mehr als 100 Jahren da Logo des Pebble Beach Golf Resorts.

Nachdem ich auch diese Strecke komplett gefahren bin, habe ich den frühen Abend und auch mein Hotel erreicht, von dem ich mich heute nicht mehr groß weg bewegen mag. Gestern wurde es sehr und heute bin ich recht müde. Außerdem habe ich mir Gedanken gemacht, was ich noch besuchen möchte und habe festgestellt. Morgen noch den nördlichen Teil des Highway 1 und dann war es das eigentlich.  Dann kann ich in den Norden fahren, vielleicht finde ich mit etwas Glück noch ein günstiges Hotel am Strand und kann noch zwei Tage mit lesen, schlafen und faullenzen verbringen, bevor mich bald der Alltag wieder hat. Alternativ könnte ich auch noch nach Palo Alto fahren, wie es ursprünglich mal eine Überlegung war und Orte wie Google, Microsoft, Facebook, Apple und wie diese Firmen alle heißen besichtigen und ich es gibt auch noch eine Idee, um die Sache wirklich Rund zu machen, zum Abschluss noch einmal auf die Golden Gate Bridge zu sehen. Football Tickets werden nicht günstiger, so wird das wohl ausfallen, aber ich könnte trotzdem zum Stadion fahren und mir all den Firlefanz vor so einem Spiel ansehen. Schließlich ist das immer ein Erlebnis und es gibt oft auch ein paar nette Werbegeschenke gratis.

So oder so, gut das es bald vorbei ist, meine PC Maus ist mir kaputt gegangen und nur mit dem Touchpad ist einem alten Mann wie mir die Bildbearbeitung und all das etwas unhandlich.

28. Oktober 2023 - Tag 36:

Monterey

 

So langsam liegt der Schatten des Rückflugs über mir. Wenn ich an den letzten Monat denke, bin ich langsam selbst erschlagen, wo ich überall gewesen bin, was ich alles gesehen habe. Viele, doch sehr unterschiedliche Orte, an denen ich war, viele Dinge die ich unternommen habe. Und heute habe ich auch den 7000 Kilometer gefahren. Selbst wann man die Tage an denen ich das Auto habe stehen lassen nicht berücksichtigt, waren es gut 200 Kilometer, die ich täglich bisher Auto gefahren bin. Aber dabei muss man auch berücksichtigen, wie viel einfacher, angenehmer und entspannter Autofahren hier ist. Heute waren es 150 Kilometer, die ich eigentlich nur auf einer Straße hin- und wieder zurückgefahren bin. Da es wieder einmal Wochenende zu sein scheint, ohne die Hotelbuchungen und diesen Blog hätte ich gar keine Übersicht mehr, welchen Tag wir haben, war zwar auf dem Highway 1 mehr los, aber auch wieder nicht so viel, dass das Autofahren nicht wieder viel Spaß gemacht hat. Da ich früh losgefahren bin, war es erst auf dem Rückweg in den Norden und dann auch erst nach der halben Strecke etwas los. Die, die Strecke gefahren sind, haben mir vorher geraten, sie von Norden nach Süden zu fahren, da man dann leichter mal "rechts raus" fahren kann, um sich etwas anzusehen und die Küste auf der Seite hat. Nun kann ich meine Meinung dazu sagen und  das auch mit einer Sicht von beiden Seiten, denn den wirklich schönsten Abschnitt, entlang Big Sur bin ich ja in beide Richtungen gefahren, bis auf etwa 10 Kilometer, die mir aufgrund der Absperrung fehlen. Mein Rat wäre, sie von Süden nach Norden zu fahren. Ja, man kann leichter rechts raus fahren und anhalten, aber viel schwerer war es auch nicht, mal auf der linken Seite zu halten. Und die Highlights haben eh Parkplätze. Warum also von Süden nach Norden? Die Aussicht, nördlich von L.A. hat ist zwar nett, aber so wird es schöner und schöner, bis man San Francisco erreicht. Man bekommt immer wieder ein neues Highlight. Wie der Spannungsbogen in einem Film. Fährt man die Strecke von Norden nach Süden, hat man spätestens bis Santa Barbara, meiner Meinung schon früher, so viel schönes gesehen, dass man sich dann ruhig auf die Autobahn setzen kann und nichts verpasst oder enttäuscht davon ist, wie "normal" es wird. Noch etwas wenn man die Strecke plant. Ich habe mir eigentlich drei Tage dafür Zeit genommen, andere machen diese an einem Tag. Man sollte sich gut überlegen, was man hier sehen möchte. Wenn man nur eine wunderschöne Straße fahren will, reicht ein Tag vielleicht. Will man jede Aussicht genießen, sich gerne auch mal länger setzen, ein Picknick machen, mal am Strand spazieren oder gar den ein oder anderen der Wanderwege am Wegesrand machen, reichen drei Tage nicht 

Ich selbst habe den ein oder anderen Aussichtspunkt angefahren, habe mir aber nur an zweien mehr Zeit genommen. Der erste war der McWay Wasserfall. Ein 24 Meter hoher Wasserfall, direkt am Strand, den man von einem Aussichtspunkt bewundern kann. Anscheinend kann man nicht zu ihm herunter gehen, denn sonst wäre es unbegreiflich, dass der Strand dort menschenleer war. Der zweite Punkt war die Bixby Creek Bridge. Eine Stahlbeton-Bogenbrücke von 218 Meter Länge und 79 Metern Höhe. Die Stützen haben einen maximalen Abstand von fast 100 Metern. Diese Brücke ist sicher so etwas wie ein Wahrzeichen für Big Sur und den Highway 1. Entsprechend viel los war hier auch. Komischerweise aber nur direkt an der Brücke. Von dort führte eine kleine Straße in den Creek hinein, die ich genutzt habe und ich denke, es hat sich gelohnt. Die Aussicht auf die Brücke war toll, ich war alleine und ich glaube, ein schönes Foto habe ich da auch noch hin bekommen. Da mir keiner den Weg hinauf folgte, habe ich es mir da auch etwas gemütlicher gemacht und mir ein spätes Frühstück gegönnt.

Nachdem ich wieder zurück war, habe ich die Innenstadt von Monterey und Fisherman´s Wharf dort besucht. Hier war Rummel, viele Touristen, viele Souvenirshops, Bars, Imbisse und was man sonst an solchen Orten findet und hier habe ich mich unter die Leute gemischt. Dabei sind mir gleich mehrere Touristen unabhängig begegnet, die so sehr geschwärmt haben, von der Whale Whatching Tour, von der sie gerade wiederkamen, dass ich mir dachte, hey, ich werfe meine Pläne über den Haufen, das ist günstiger als American Football. Die Tickets sind zwar etwas günstiger geworden, mir aber bei weitem noch zu teuer. So werde ich morgen ein Schiff besteigen und aufs Meer hinaus fahren. Unter die Begeisterung der Touristen heute mischten sich auch viele, die als einziges Problem Seekrankheit angegeben haben. So kann ich morgen vielleicht noch ein paar andere Tiere in ihrem Lebensraum beobachten und gleichzeitig testen, ob die Marine immer noch in mir steckt oder das alles vergessen ist, bevor ich dann in den Norden fahre und morgen einen Vorort San Franciscos erreichen werde. Jetzt bleibt mir nur noch den Montag mit Programm zu füllen, für Dienstag steht es ja schon. Ein langer Tag am Flughafen. Zwar geht mein Flieger erst am frühen Abend, aber viel unternehmen werde ich wohl vorher nicht mehr. Wenn mich jemand fragt, ob ich es "satt" bin, den muss ich leider enttäuschen. Es würde mich sehr reizen, den Highway 1 immer weiter in Richtung Norden zu fahren, nach Oregon und Washington, weiter, nach Kanada hinein und gerne weiter bis Alaska. Okay. langsam müsste ich mal wieder waschen, aber das wäre das geringste Problem. Es wird aber auch schön sein, nach Hause zu kommen und meine Familie wieder zu sehen. 

29. Oktober 2023 - Tag 37:

Monterey

 

Das letzte Hotel ist erreicht. Wobei es nur in der Reihenfolge das Letzte ist. So schlecht ist es gar nicht. Von außen macht es wenig her, aber das Zimmer ist sehr groß und sauber und aus dem Fenster kann ich sogar das Meer sehen. Zwar sind dazwischen noch der Strand, eine Straße und eine niedrige Häuserreihe, aber ich hatte, durch mal wieder leider ungeputzte Fenster, Sicht auf den Sonnenuntergang beim Abendessen.

Begonnen hat der Tag aber damit, dass ich mich etwas wetter- und wasserfester angezogen und ein Boot bestiegen habe. Mit diesem ging es hinaus in die Monterey Bay, in der Wale wohl ganzjährig vorkommen. Je nach Jahreszeit unterschiedliche, aber vor allem Muttertiere von Buckelwalen ziehen wohl hier ihre Jungen auf, bevor diese mit auf die Wanderungen entlang der Pazifikküste gehen, die von Alaska bis hinab nach Panama gehen kann. Ich war etwas skeptisch, dass die Versprechen größer wären als die Ergebnisse, aber ich muss im Nachhinein sagen, der Tag hätte choreografiert nicht anders laufen können. Bei der Hafenausfahrt sahen wir unzählige Seelöwen, deren Bequemlichkeit ist bewundernswert finde  Ein Tier lag besonders faul und selbstzufrieden auf einer Boje, dass ich ihm den Namen Michael gegeben habe. Seelöwen und Wasservögel haben uns die ganze Zeit begleitet, bald wurden dann aber auch Buckelwale gesichtet und nicht mal wenige davon. Besonders angetan waren wir von einem Muttertier mit zwei Kälbern, aber vor allem darum, weil diese sich häufiger in Bootsnähe aufgehalten haben. Wenn man eine Fontäne sieht und dann der lange Rücken mit der Finne auftaucht, bekommt man ein Gefühl dafür, wie groß diese Tiere sind, die bis zu 15 Meter lang werden. Wenn sie dann aber ausholen, um abzutauchen und vorher die Fluke aus dem Wasser auftaucht, um dann zu verschwinden, das ist schon ein toller Anblick. Und den sieht man hier beim Whale Whatching wohl regelmäßig. Unterbrochen von den Pausen, die die Tiere dann in die 300 Meter tiefe Bucht hinabtauchen, um zu fressen. Aber in der Zeit kann man hier über den Horizont sehen und anderswo sieht man eine andere Fontäne oder eine Fluke. Wie als wäre das eine Show, fingen manche Tiere dann aber an, auch mit dem Kopf aus dem Wasser zu stoßen. Nicht oft, aber das sah schon klasse aus. Besonders toll wurde es dann aber wirklich zum Schluss. Als wäre das wirklich alles so getimt, bereitete sich alles auf den Rückweg vor, da fingen zwei Tiere an zu springen und das mehrfach. Und das hat mich wirklich beeindruckt. Diese großen Körper aus dem Wasser auftauchen zu sehen. Springen tun Wale angeblich, um so mit weit entfernten Walen zu kommunizieren. Ich wäre neugierig, was die da zu sagen haben. Etwas stolz bin ich am Ende auch, denn die ersten Sprünge habe ich erst mal so bestaunt, dann war ich auch zu spät für ein Foto, aber ich habe es doch noch geschafft, einen Sprung ganz nett einzufangen. Oder was meint ihr? Um den Abschluss aber dann noch richtig perfekt zu machen, wurden wir zu Beginn der Rückfahrt von einer ganzen Schote Delfine begleitet, die auf den Bugwellen mitschwammen. Die Idee zu diesem Ausflug habe ich nicht bereut, im Gegenteil. Und wenn ein Footballspiel auch immer ein tolles Erlebnis war, so hat mich das heute entschädigt und war entschieden billiger.

Vom Boot aus ging es dann direkt zum Auto und wieder auf den Highway 1. Immer weiter Richtung Norden und wie angekündigt in einen Vorort San Franciscos. Ganz im Westen, am Strand. Wer es auf der Karte sucht. Golden Gate Park, ganz links und drei Straßen tiefer. Da etwa bin ich. Hier habe ich heute das Auto ausgeräumt und den Koffer ausgekippt, stehe vor einem Berg aus Wäsche und Ausrüstung und habe keine Ahnung, wie ich das alles eingepackt habe und wieder verpackt bekommen soll. Auch weiß ich noch nicht, was ich mit meinem Playmate mache, welches ich mir in South Lake Tahoe gekauft habe. So heißt tatsächlich meine Kühlbox, die mir in den letzten Wochen gute Dienste erwiesen hat. Und das für sehr kleines Geld. Wenn die Urlaubssaison nicht um wäre, würde ich sie jemandem anbieten, der an dem Tag ankommt. Ich will aber sicher nicht in den USA eine leere Kiste am Flughafen in der Ecke abstellen. Das könnte böse Enden.

Morgen ist mein letzter ganzer Tag hier und ich weiß immer noch nicht genau was ich machen werde. Wahrscheinlich nicht viel. Ein netter Aussichtspunkt auf die Golden Gate Bridge liegt etwa 7 Kilometer von hier. Vielleicht mache ich einfach noch mal einen langen Spaziergang am Meer und dann gibt es morgen nur noch ein Foto.