USA Roadtrip 2023

California and more

30. September 2023 - Tag 8:

Mojawe Wüste

  

Während ich mich hier hinsetze und zu schreiben beginne, beginnt meine Wäsche sich im Trockner zu drehen. Und ich befürchte, viel spannenderes gibt es heute nicht zu erzählen. Recht früh wieder auf Achse, ging es erst nach Süden Richtung Bakersfield und dann in Richtung Osten, der Hauptrichtung für die nächsten zwei Wochen, wenn Pläne sich nicht wieder ändern. Diese sind ja derzeit nicht so glücklich für mich und so bin ich nach einer Woche einen Tag vor meinem Plan und kann morgen einen weiteren halben Tag dazu gewinnen, für den ich aber eine Idee schon habe.

Interessant wurde es für mich nach etwa drei Stunden Autofahrt. Zum einen habe ich da schon die 1000. Meile meiner Tour zurückgelegt und zum anderen war ich da wieder für ein Stück, von Barstow bis Ludlow wieder auf der historischen Route 66, auf der ich 2016 schon von Chicago bis St. Louis unterwegs gewesen bin. Geplant ist, in drei Wochen noch ein Stück auf dieser zurück zu legen und am Ende der Tour auch am anderen Ende der Route 66 gestanden zu haben. Ich muss aber gestehen, besonders spektakulär ist es hier nicht. Es kommen wohl keine Touristen mehr durch, die am Straßenrand halten und so sind die ganzen alten Diners, Tankstellen und sonstigen Einrichtungen am Straßenrand größtenteils verfallen. Die meisten Reisenden tun dies auf der Interstate nebenan und haben keine Zeit mehr für lange, gemütliche Stopps.

Von der Route 66 bin ich dann auch wieder links abgebogen und in die Mojawe-Wüste abgebogen, um diese zu durchqueren. Eine recht trockene, aber schöne Landschaft, wie wir sie bei uns nicht wirklich kennen. Leider waren, wie schon erwartet, viele Straßen nach dem Sturm Hillary gesperrt, so dass es mehr nur eine Durchfahrt wurde, welche ich aber recht einsam genießen konnte, da sich Touristen selbst wenn hier alles offen ist, nur seltener hin verirren. Und Tieren bin ich, außer einer riesigen Anzahl Raupen auch nicht begegnet. Schon in der Sierra Nevada war es eigentlich so, dass man so aggressiv gewarnt wurde, wenn man auch nur eine Scheibe Brot hält, kommen Bären und zerfleischen einen. Ich habe mich mit Marinade eingepinselt und hatte leider nicht das Glück auch nur einem Schwarzbären dort zu begegnen. Hier waren die Warnungen mehr vor Kojoten, Texas-Klapperschlangen und Gopherschildkröten zahlreich, aber auch wenn ich lange, ruhig und gründlich gesucht habe. Spuren dieser Tiere waren keine zu finden. Nur Kakteen und die Joshua-Palmlilien in Hülle und Fülle.

Auf der Fahrt zum letzten Ziel vor dem Hotel kam ich an einem Ort vorbei, der sich rühmt, das größte Thermometer der Welt zu haben. Beeindruckend war es aber nicht. Da fand ich dann die Gemeinde Zzyzx (gesprochen wohl zaiziks) schon lustiger. Ganz verstanden habe ich es nicht, aber ich versuche den Sinn dahinter mal wieder zu geben. Ein Mann namens Springer hat dort, am Rande eines riesigen Salzsees eine Quelle gefunden und damit einen Teich angelegt, um eine Fischart zu retten, die durch das Austrocknen des Mojawe-Rivers wohl vor dem Aussterben stand. Er wollte diesem Ort dann einen Namen geben, der der letzte Begriff im Wörterbuch sein sollte, als Zeichen dafür, dass dies die letzte Zuflucht sei, die letzte Hilfe. Hoffentlich war das so richtig. Heute ist diese Anlage ein Forschungsgebiet für die California State University und man forscht dort wohl unter anderem daran, wie man Wasser und Leben in Wüstengebiete bringen und dort konservieren kann.

Ach ja, unterwegs kam ich heute auch an der Edwards AirForce Base vorbei. Hier sind früher Space Shuttles gelandet, aber heute war der Himmel klar und kein interessantes Flugzeug in der Luft. Schade.

So, meine Wäsche sollte fertig sein. Man muss auch mal Glück haben, an dem Tag, an dem ich waschen will, habe ich ein Zimmer nah an den Waschmaschinen und die Nutzung von Waschmaschine und Trockner ist hier kostenlos. Bis morgen. Drückt die Daumen, dass mein Plan aufgeht, dann habe ich morgen wieder mehr zu erzählen.

01. Oktober 2023 - Tag 9:

Hover Dam + Las Vegas

   

Einmal mehr bin ich früh aus dem Bett gesprungen und im Dunkel los gefahren, denn heute wollte ich mir einen weiteren Traum erfüllen und einmal am Hoover Dam gewesen sein. Nachdem ich nach fast zwei Stunden fahrt Nevada erreicht habe und bei der Umfahrung von Las Vegas schon einen Blick auf die Skyline hatte, war es dann endlich so weit und ich war mit dem Auto auf dem Hoover Dam und habe auf diesem die Staatsgrenze nach Arizona überfahren. Eigentlich habe ich auch eine Zeitzone damit überfahren, jedoch musste ich feststellen, dass dies für mich nicht zutraf. Arizona hat die Sommerzeit abgeschafft, so war die Uhrzeit auf beiden Seiten gleich und ich musste meine Uhr nicht mehrfach umstellen, da ich sowohl mit dem Auto, als auch zu Fuß, die Talsperre mehrfach überquert habe. Da ich früh genug dort war, war ich der Vierte in der Schlange für Tickets und kam ins Gespräch mit den drei Personen vor mir, da wir noch ein paar Minuten warten mussten, bevor es endlich los ging. Einer davon war ein Portugiese, der nun in den USA lebt und zu dem ich später noch zurück komme, wenn ich es nicht vergesse. Vorher ging es ins Innere der Talsperre und zu einer Besichtigung des Kraftwerks und Wartungstunnel tief unten. Ich hoffe, die Bilder geben es wieder, wobei ich auf drei davon diesmal ganz besonders eingehe, denn ich persönlich finde es immer noch sehr beeindruckend. Daher diese jetzt schon hier.

Dieses Bild...

ist am Ende dieses Lüftungsschacht entstanden,

welcher dieser kleine, weiße Fleck unter der Pfeilspitze ist.


Es ist schon sehr beeindruckend, welche Dimensionen diese Talsperre hat.  Das Bauwerk ist 220 Meter hoch und 380 Meter lang, oben ist es noch immer 14 Meter breit, aber unten sind es fast 100 Meter. Es ist verrückt, wenn man wirklich darüber nachdenkt, wie viel Beton und Wasser da heute über mir waren und das das ganze Gebäude schon Erdbeben der Stärke 5 ausgehalten hat. Man hofft und schätzt, dass diese Massen von Beton 3000 Jahre lang halten. Das ganze Gebäude wurde in gerade einmal 5 Jahren gebaut und hat den Colorado River aufgestaut und den Lake Mead erschaffen. Man hat eine besondere Art hier erfunden, um den Beton zu kühlen, welche 1000 Tonnen Eis pro Tag, hier mitten in der Wüste benötigt hat, aber sonst hätte der Beton weit über 100 Jahre zum Abbinden gebraucht. Ich fand es so interessant und war so beeindruckt, wie ich es mir vorgestellt habe und kann jedem raten, einmal darüber zu lesen, eine Doku über den Hoover Dam zu sehen oder selbst einmal her zu kommen.

Während ich mir all das hier angesehen habe, kam ich auch wieder ins Gespräch mit dem oben erwähnten Portugiesen. Ein junger Mann namens Carlos, der in San Diego wohnt. Er wird am 21. Oktober zu seiner Familie in Portugal fliegen, aber er hat mir angeboten, sollte ich es vorher bis San Diego schaffen, würde er mir seine Stadt zeigen. Mal sehen ob ich das schaffe. Geplant ist meine Ankunft dort genau am 21. Oktober.

Vom Hoover Dam sollte es dann nach Las Vegas gehen, jedoch habe ich in Boulder City einen Zwischenstopp eingelegt, um mir einen Burger zu gönnen und dabei American Football zu schauen. Es war noch immer sehr früh für meine Check in Zeit im Hotel. Dort bin ich dann immer noch eine Stunde zu früh angekommen, jedoch haben Staus auf dem Strip und eine einstündige Wartezeit an der Hotelrezeption das locker wieder wettgemacht. Und das lag nicht daran, dass die Hotelrezeption so langsam gearbeitet hat. Menschen standen hier an etwa 10 Desks und noch mal so vielen Mobile Check In Automaten an und es waren so viele, das kann man sich nicht vorstellen. Dabei soll Sonntags und Montags hier wenig los sein. Wie muss das erst freitags und samstags sein. Und das hier ist nur ein Hotel von so vielen die es hier gibt. Wahnsinn, wie viele Menschen hier sein müssen und wie viel Geld jeden Tag in all den Casinos umgesetzt werden. Vom Parkhaus zur Rezeption und dann zum Hotelzimmer im 30ten Stock habe ich noch gut gefunden und die Aussicht ist Wahnsinn. Ich bin direkt gegenüber des Bellagio Hotels und die Aussicht auf dessen berühmten Springbrunnen wird nur von einer Eiffelturm-Nachbildung blockiert. Aber seht selbst. Alle 30 Minuten tagsüber und alle 15 Minuten von 20 Uhr bis Mitternacht gibt es verschiedene Shows. Und es klingt jedes Mal wie Donner, wenn der große Brunnen hoch geht.


Aus so einem Hotel heraus zu finden ist jedoch eine Herausforderung. Die sind wirklich so gebaut, dass alle Wege in die Casino-Bereiche führen. Wenn man diese verlässt, ist man in riesigen Shoppingmalls und Wegweiser führen jeweils von dem einen zum anderen. Wenn man Glück hat, hat man sich dabei von einem Casinohotel zum nächsten bewegt, aber einen Ausgang finden, das macht man einem hier nicht leicht. Ich habe es aber geschafft und habe mir in der Nachbarschaft noch den Cesars Palace, das Horseshoe Casino und ein klein wenig des Bellagio angesehen. Danach wollte ich eigentlich noch etwas draußen spazieren gehen, jedoch kam ein schweres Gewitter auf und man könnte fast glauben, das gehört hier zum großen Plan, alle in die Casinos zu treiben. Jedenfalls lief alles ins nächst beste Casino und glücklicherweise kam ich von dem, in das ich flüchtete auch in mein Hotel. Das Paris Las Vegas.

02. Oktober 2023 - Tag 10:

 Las Vegas

   

Gestern bin ich mal was länger auf geblieben und habe mir das Treiben im Casino angesehen und so habe ich heute mal etwas länger geschlafen. Daran werde ich mich aber nicht gewöhnen. Mit den ersten Sonnenstrahlen ging es dann aber auch wieder hinaus auf die Straße und heute Vormittag bin ich zum einen Ende des Las Vegas Boulevard gegangen, habe mir die Casinos Hotels und zahlreichen Hochzeitskapellen angesehen, bin dann mit einem Monorail Train ans andere Ende gefahren, (okay, vielleicht nicht ans Ende des Strips aber zum Ende der Monorail, wo der Stratos Tower hoch über Las Vegas aufragt,) und bin dann bis zum Hotel wieder den ganzen Weg zurück gegangen. So hatte ich bis zum Mittag bestimmt schon acht Kilometer zu Fuß zurück gelegt und viele interessante Dinge gesehen. Am meisten angetan hat es mir dabei das Venetian. Eigentlich nur ein weiteres Casinohotel, aber hier sind nicht nur Gebäudefronten und Brücken im inneren nachgebaut und bilden die Kulisse für all die Geschäfte im Inneren, nein, hier gibt es auch einen Canale Grande, auf dem Gondoliere ihre Gondeln fahren und, dabei mehr laut als gut ab und an zu singen beginnen. Wahnsinn, wie groß das alles ist.

Einen Plan, wie man diese Gebäude verlassen kann, habe ich nun auch. Notausgangsschildern folgen. Während die Gebäude wirklich alles tun, Menschen drinnen zu behalten, es an Beschilderungen und Tageslicht mangelt, machen Sicherheitsvorschriften es notwendig, Ausgänge zu markieren. Ansonsten ist es in diesen Gebäuden 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche immer gleich. Casinotische sind rund um die Uhr besetzt, Spielautomaten immer an, nichts gibt einen Hinweis, wie spät es draußen sein könnte, wie das das Wetter ist usw. Rund um die Uhr soll man Geld in die Automaten werfen und es in der Stadt lassen. Ich habe schon Casinos in Nordamerika besucht und mit Niagara Falls eine Stadt besucht, die auf Vergnügen ausgelegt ist. Aber nichts kann sich mit Las Vegas messen. Persönlich weiß ich damit noch nicht umzugehen. Auf der einen Seite habe ich schon viele schönere Städte gesehen und freue mich auf die Natur und Einsamkeit der nächsten Tage, auf der anderen Seite kann ich nicht sagen, hier würde ich nicht wieder herkommen. Es ist ein sehr spezieller, einzigartiger Ort.

 

Allerdings war Las Vegas kurz heute auch ein bewegender Ort im negativen Sinne. Als ich das Foto vom Mandalay Bay gemacht habe, stand ich mit dem Rücken zu einem Parkplatz und dabei wurde mir klar, das ist genau der Ort, wo 2017 ein Musikfestival statt fand, auf das jemand aus dem Mandalay Bay mit über 1000 Schüssen 60 Menschen getötet und mehr als 400 weitere Menschen verletzt hat. Man hört leider immer wieder von solchen Massakern in den USA, aber hier fand das schlimmste, von einem Einzeltäter verübten statt. Schrecklich sich das vorzustellen.

Den Nachmittag und Abend habe ich im Mirage und Bellagio verbracht. Spielern an Automaten und Tischen zugesehen, mich schlau gemacht, wie das Glücksspiel in Las Vegas funktioniert und wieder mit erstaunen gesehen, wie riesig die großen Casinos sind. Ein riesiges Parket für Glücksspiel, ganze Konferenztrakte, Hinterzimmer für die Spieler mit den riesigen Einsätzen und Einkaufszentren, die größer sind als Malls in deutschen Großstädten. Und das ist hier in Gebäude neben Gebäude immer wieder. 

Nach Sonnenuntergang habe ich mich zu den Menschen am Bellagio Brunnen gesellt und die Show Live genossen, ohne Handy oder sonstigen Dingen, einfach nur für mich. Wer so etwas sehen möchte, braucht sicher nur bei Youtube suchen. Interessant ist, dass jede Show rund um den Brunnen herum mit Musik untermalt wird und jede Show gefühlt anders ist. Sicher werden sich die Shows irgendwann wiederholen, aber jede, die ich von meinem Hotelzimmer gesehen habe, war anders als die davor. In diesem Fall war es zur Musik von Celine Dion - My heart will go one.

Danach bin ich noch mal hoch auf mein Zimmer, um zu schreiben und so Las Vegas zu beenden, morgen früh geht es wieder auf die Straße. Die nächsten vier Nächte sind schon gebucht. Vorher gehe ich jetzt noch mal ins Casino runter und setze 100 Dollar auf Rot. Das habe ich mir vorgenommen, bevor ich abgereist bin, einmal hier einen richtigen Einsatz zu machen. Wie es ausgeht? Das bleibt ein Geheimnis. Drückt mir trotzdem die Daumen.