23. September 2023 - Tag 1:
San Francisco
Der Anfang dieser Reise läuft noch etwas schleppen. Eine, zum Glück bisher nur leichte, Erkältung und dazu Jetlag vertragen sich nicht so gut. Daher bin ich heute morgen erst mal recht planlos gestartet und musste erst mal feststellen, San Francisco ist hügelig. Wobei, hügelig ist eine Untertreibung. Hinter jeder Ecke kann es steil rauf oder steil runter gehen. Da überrascht es nicht, dass das Bussystem hier sehr gut ausgebaut ist. Dieses habe ich dann auch getestet und bin nicht da angekommen, wo ich hin wollte. Zumindest nicht beim ersten Versuch. Da bin ich in der Nähe von Pier 39 gestrandet und hatte einen Blick auf Alcatraz.
Beim zweiten Versuch mit den Bussen ging es dann schon viel besser und in Kombination mit Google Maps ging es dann sehr gut. So wurde mein nächstes Ziel die Lombard Street. Die Lombard Street ist eine eigentlich eine Straße, die San Francisco von West nach Ost durchquert, 4,5 Kilometer lang ist und, da sie ein Zubringer zur Golden Gate Bridge darstellt, auch eine der verkehrsreichsten Straßen der Stadt ist. Allerdings gilt das nicht für die knapp 150 Meter der Straße, bei der in 8 engen Kurven 33 Meter Höhenunterschied überwunden werden und die die Lombard Street so weltberühmt gemacht haben. Ich denke, jeder hat diesen Abschnitt schon mal in irgendeinem Film oder im Fernsehen gesehen. Die Amerikaner nennen sie, mit ihrem Hang zu Übertreibungen, die kurvenreichste Straße der Welt. Dabei gibt es sogar in San Francisco noch eine Straße, die auf weniger Länge noch mehr Kurven hat. Auch gibt es nur zwei Blocks entfernt eine Straße, die mit über 31 Prozent Gefälle noch steiler ist. Jedoch wurde sie nicht kurvenreich entschärft.
Eine Weile bin ich danach kreuz und quer durch die Stadt gefahren und habe als einziges konkretes Ziel den Alamo Square und die Painted Ladies besucht.
Die Painted Ladies sind eine Häuserreihe von 7 "farbenfrohen" Häusern, die wohl zu den symbolträchtigsten Sehenswürdigkeiten San Franciscos gehören. Den etwas Älteren könnten sie aus dem Vorspann der Sitcom "Full House" bekannt sein. Ich persönlich war recht enttäuscht. Die Damen könnten einen Anstrich brauchen, um ihrem Namen gerecht zu werden und um den Bildern auf allen Postkarten gerecht zu werden, braucht es wohl das rechte Sonnenlicht und ein wenig Photoshop. Ich verlinke hier mal ein Bild von Wikipedia zum Vergleich zu meinen Fotos. Painted Ladies
Nach einer ausgedehnten Mittagspause ging es dann wieder auf eine Tour in die Stadt, die nun deutlich belebter war. Schon am Union Square war das zu erkennen, aber richtig deutlich wurde es in China Town, wo heute wohl ein Herbstmond-Festival veranstaltet wurde. Viele Menschen, chinesische Musik und viel chinesisches Essen zu probieren. Immer noch kein Fan.
Aus Chinatown ging es dann über Hügel, welche wieder so steil waren, dass man dort nur quer parken darf, und Treppen, viele Treppen, hinauf zum Coit-Tower. Hier oben hat man wohl die beste Sicht über die Stadt. Vor allen Dingen vom Turm aus. An diesem angekommen, durfte ich erfahren, dass der Aufzug defekt sei und man über Treppen hinauf steigen muss. An der Stelle habe ich aufgegeben, die Aussicht vom Fuß des Turmes auf die Bucht genossen und habe mich dann, über weitere unzählige Treppen, wieder auf Meeresniveau herab begeben.
Das nächste Ziel waren die Pier 39 und Fisherman´s Wharf. Während hier am morgen überhaupt nichts los war, war es jetzt fast wie auf einem Volksfest. Überall Menschen, Musik, Snackbuden, Verkaufsstände und vieles mehr. Unter anderem findet man an der Pier 39 auch unzählige Seelöwen, die hier eine so große Attraktion sind, das man Tribünen aufgebaut hat, damit Touristen ihnen zusehen können, wie sie in der Sonne dösen. Hier habe ich mir ein paar nicht-alkoholische Getränke gegönnt, der Musik gelauscht, Menschen beobachtet und den restlichen Nachmittag und Abend verbracht.
Zurück zum Hotel sollte es dann eigentlich mit der Cable Car gehen. Für die standen die Touristen nun aber bestimmt eine Stunde lang an, so viele wollten nun dieses historisch ikonische Gefährt nutzen. So bin ich dann doch wieder Bus gefahren und verschiebe eine Fahrt mit dieser Bahn noch. Ich stelle aber wieder fest, wenn man in die USA kommt und einen noch der Jetlag plagt, ruhig früh auf den Beinen sein, die Amerikaner sind es nicht und man hat so vieles für sich. Das war an meinen ersten Tagen in Chicago bei meiner ersten Reise so, dazwischen oft genug und es war auch heute morgen so. Da fuhren fast leere Cable Cars an mir vorbei und es waren kaum Menschen unterwegs.
24. September 2023 - Tag 2
San Francisco
Mit besseren Kenntnissen, wie der Nahverkehr hier funktioniert, habe ich mich heute morgen auf den Weg zur Golden Gate Bridge gemacht und konnte für das erste Stück der Strecke ein Cable Car benutzen. Ein Erlebnis, ich durfte neben dem Gripman sitzen, die Person, die ein Cable Car bedient. Der hat echt Arbeit. Alle Bedienelemente habe ich nicht verstanden, er hat drei Hebel. Unter den Straßen laufen starke Kabel, die immer in Bewegung sind und wenn ich es richtig verstanden habe, dann hat er einen Hebel, um das Kabel anzuheben, einen Hebel, um das Kabel für die Fahrt dann festzuhalten und einen Hebel, um eine Bremse zu bedienen. Dazu muss er noch an jeder Kreuzung eine Glocke bedienen, um auf seine Durchfahrt aufmerksam zu machen. Zusätzlich gibt es hinten auf jedem Wagen einen Bremser, der noch eine zweite Bremse bedient für die Abfahrten. Es ist spannend, dabei zuzusehen, aber es ist auch spannend, mit diesen Gefährten zu fahren. Übrigens, eine Fahrt kostet 8 Dollar, aber für 15 Dollar bekommt man schon ein Tagesticket, um so viel Bus und Cable Car zu fahren, wie man mag. Man sollte, je nach Dauer des Aufenthaltes, ein 1-, 3- oder 7- Tages Ticket kaufen. Es lohnt sich wirklich.
An der Golden Gate Bridge angekommen, habe ich erst mal verschiedene Aussichtspunkte ausprobiert und dabei auch zum ersten mal auf den Pazifik gesehen. Danach habe mich dann, zu Fuß, auf den langen Weg über die Brücke gemacht. Mein Ziel war die Battery Spencer auf der anderen Seite. Eines der vielen Forts um die Bucht herum, die wohl schon Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurden und diese durch zwei Weltkriege beschützt haben. Dieses Fort liegt deutlich oberhalb der Brücke und man hat eine tolle Aussicht auf diese und die Skyline von San Francisco dahinter. Es lohnt sich. Hin und zurück waren es ca. 8 km zu Fuß, ich kann aber auch die Busse empfehlen, die man auch mit dem oben schon genannten Ticket nutzen kann. Natürlich war es ein Erlebnis, die Brücke zu Fuß zu überqueren, aber der Lärm, den 6 Fahrspuren neben einem machen, nehmen dem Ganzen auch die Romantik. Gut das ich meine Kopfhörer und Spotify dabei hatte. Auf beiden Seiten und von der Brücke habe ich ne Menge Fotos geschossen und persönlich mir einen Traum erfüllt, hier einmal gewesen zu sein. Wer mit dem Auto herkommt oder fitter ist als ich, sollte auch noch den Aufstieg zum Hawk Hill machen. Dort soll die Aussicht noch viel besser sein.
Wen es interessiert, hier mal ein paar Daten zur Brücke. Die Länge beträgt über 2,7 km, der Abstand zwischen den beiden Stützpfeilern ist fast 1,3 km. Die Brücke ist fast 230 Meter hoch und die Durchfahrtshöhe liegt während Hochwasser bei 67 Meter.
So viel schon gelaufen, dachte ich mir, es kann mir ja nicht schaden, da noch ein paar Schritte anzuhängen und ich bin noch zum Palace of Fine Arts gelaufen. Ein wirklich schöner Ort, wohl ein Grund, warum hier viele Hochzeitsfotos geschossen wurden und es fand sogar eine Hochzeit hier statt.
Von hier aus ging es dann aber mit dem Bus wieder zum Hotel zurück, wo eine Dusche und etwas zu essen auf mich warteten. Den späten Nachmittag und Abend werde ich mal ohne Kamera und alles in der Stadt verbringen und mich morgen wieder melden.
25. September 2023 - Tag 3
San Francisco
Heute morgen war mein Ziel "The Rock", eine Insel die 550 Meter lang und 205 Meter breit ist und unter dem Namen Alcatraz bekannt ist. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier der erste Leuchtturm an der Westküste errichtet, bald darauf ein Kriegsgefangenenlager der Nordstaaten für ihre Gefangenen im Sezessionskrieg und von 1934 bis 1963 befand sich hier eines der berüchtigtsten Gefängnisse der USA. Schon im ersten Jahr kam der wahrscheinlich bekannteste Inhaftierte hier an. Al Capone.
Heute kann man die Insel zu einem stolzen Preis besichtigen, sich dabei mehr oder weniger frei bewegen und sich von unzähligen Fliegen zur Weißglut bringen lassen. Wenn die auch damals schon da waren, waren sie sicher die Zugabe zu den Verhältnissen, unter denen die gleichzeitig maximal ca. 300 Inhaftierten hier gelitten haben. Für die gab es nur einen Gefängnistrakt mit winzigen Zellen und einem kargen Außenbereich, auf den sie nur bei guter Führung durften. Bei schlechtem Verhalten gab es hingegen Isolationszellen ohne jegliche Einrichtung und in völliger Dunkelheit. Ein ehemaliger Häftling berichtete, via Audioguide, er habe sich, wenn er hier her musste, einen Knopf seiner Uniform abgerissen, diesen weggeworfen und ihn dann auf Händen und Füßen in völliger Dunkelheit gesucht, immer und immer wieder. Und das um nicht verrückt zu werden.
Ein deutscher Spion, der Ende des zweiten Weltkriegs festgenommen wurde, durfte hier auch fast 10 Jahre verbringen.
Zwei Dinge wurden den Insassen jedoch sehr angenehm gemacht. Das Essen soll wohl sehr gut, wenn auch nicht sehr abwechslungsreich gewesen sein und das Wasser in den Duschen war wohl immer sehr angenehm warm. Es konnte allerdings nicht kalt gestellt werden und hatte den Grund, dass die Gefangenen, sollten sie eine Flucht planen, sich nicht schon an das kalte Wasser gewöhnen konnten, in das sie mussten, um die Insel zu verlassen. Und auch wenn Alcatraz bis heute als ausbruchssicher gilt, so sind drei Gefangene geflohen, in dem sie mit Löffeln Löcher in die Belüftungsöffnungen der Zellen gegraben haben, Kopfattrappen in ihre Betten gelegt haben und zu dem Zeitpunkt, als ihre Flucht bemerkt wurde, hatten sie schon 9 Stunden Vorsprung. Das ist 1962 passiert und wurde unter dem Titel "Flucht von Alcatraz" verfilmt und bis heute weiß man nicht, was aus den drei Geflüchteten geworden ist. Angeblich hat sich kurz vor seinem Tod und nach dem Tod der beiden anderen, einer der Flüchtlinge gemeldet in einem Brief, aber es gilt nicht als gesichert.
Ich hoffe, auf den Bildern wird man sehen, wie klein die Zellen waren, wie die Bedingungen hier gewesen sein müssen und auf diesem engen Raum lebten die Insassen zwischen 18 und 23 Stunden, je nach Führung jeden Tag. Pro Monat standen einem eine Stunde Besuch zu. Alles in allem war dieses Gefängnis dazu gemacht, Gefangene zu bessern und dann zu anderen Gefängnissen zu bringen. Hier wurde niemand auf die die Rückkehr in die Freiheit vorbereitet.
1963 wurde das Gefängnis dann aber geschlossen, da durch die salzhaltige Luft die Instandhaltungskosten immens waren. Zusätzlich mussten hier nicht nur die Gefangenen versorgt werden, sondern auch die Wächter, die mit ihren Familien auf der Insel lebten. Und selbst Trinkwasser musste per Boot auf die Insel gebracht werden.
Ich war von dem Besuch schon sehr beeindruckt, jedoch, auch wenn man zusätzlich noch zwei mal mit dem Boot die Bay durchquert und dabei eine tolle Aussicht auf die Skyline von San Francisco und die Golden Gate Bridge hat, so kann ich jeden verstehen, der sagt, der Preis ist es mir nicht wert.
Nach dem Besuch von Alcatraz habe ich meinen Rucksack aufs Hotel gebracht und wer mich nun sucht, ich werde in einer Sportbar in der Umgebung sein, bei einem Burger, Tater Tots und Cola. Heute kommen noch zwei Footballspiele im Fernsehen.